Der  Radsport hat sich verändert.

Die Radsportszene hat sich seit den 60er Jahren stark gewandelt. Den Pofi-Radsport kannten wir damals nur aus den Medien, häufig mit negativ gefärbten Meldungen. Es gab zum einen für Kinder und Jugend-liche volkssportliche Veranstaltungen, wie die "Kleine Friedensfahrt", um Nachwuchs für die Vereine zu rekrutieren. Amateurradsport in der DDR  wurde vor allem in BSG'en (Betriebsportgemeinschaften) betrieben. Häufig waren die Sektionen sehr klein und hatten oft nur wenige Leistungsträger. In den Jugendklassen begann man dann zunehmend , diese Talente früher "auszusieben" und delegierte diese zur weiteren Förderung in Leistungsstützpunkte oder Sportclubs. Dort  wurde der Radsport dann "professionell" betrieben.                    

Die Zurückgebliebenen fuhren  meistens noch ein paar Jahre aus "Spaß an der Freude". Durch die famliären oder beruflichen Anforderungen bröckelte dieser Teil der Sportler weiter ab. Über das 30. Lebensjahr hinaus fuhren nur die wenigsten weiter. Einige engagierten sich als Übungsleiter oder Organisatoren in ihren alten Sportvereinen weiter für den Radsport. Für die meisten blieb es eine, oft schöne Erinnerung, an die Jugendzeit!

Die Materialbeschaffung war auch ein erhebliches Problem. Aber auch auf BSG- Ebene versuchte man, einen gewissen Leistungssport am Leben zu erhalten und veranstaltete  später Auswahlrennen und  DDR-Bestenermittlungen. Das war dann der eigentliche Amateurrad- sport.

Letztendlich  gab es auch "eine Hand voll" Senioren, die  damals bis in das höhere Alter organisiert erfolgreich aktiv Radsport in zwei Alters-klassen betrieben.

Nach 40jähriger Pause, in der ich mich kaum noch für Radsport inter-essiert hatte, kam ich erstmals mit dem Begriff  "Jedermann" - Radrennen  in Berührung, ein Wort, welches mir bis dahin  völlig unbe-kannt war. Veranstaltungen dieser Art bieten breiten Raum  der sport-lichen Betätigung für weniger oder mehr ambitionierte Radsportler, insbesondere auch im Lebensalter jenseits der 35 bis "open end". Man benötigt keine Lizenz und muss auch keinem Verein angehören. Die (Rad)sportindustrie überschüttet uns heute mit allem, bestem und teurem Materialien, weil viele "Jedermänner" auf Grund ihrer beruflichen Ausbildung mit entsprechendem Gehalt oder Einkommen finanziell  in der Lage sind, sich bestes Equipment zu leisten. Viele solcher Veranstaltungen sehen aus, wie eine innovative Messe der Fahrradindustrie.

Erstaunlich ist das oft hohe Leistungsniveau im Jedermannbereich!  Nicht selten trifft man auf Fahrer, die im Amateur- und/oder  Profi-bereich erfolgreich aktiv waren und dann eher der "Masterklasse" angehören. Bei anderen hat die Lebensplanung "verhindert", dass sie eine Radsportkarriere angestrebt haben, obwohl sie das Zeug dazu gehabt hätten!

Ausgefeilte Trainingspläne, in welche die Erkenntnisse der (Sport)-medizin eingeflossen sind, erlauben es heutzutage, bis in das hohe Alter auch leistungsbetont Sport zu betreiben. Die Verantwortung für sich muss letztendlich jeder selbst tragen. Lax gesagt, ist es nicht sicher, ob man durch Sporttreiben  unbedingt länger lebt, aber man stirbt sicherlich gesünder. Das soll meinen, dass man viel länger leistungsfähig bleibt und so die Qualität der letzten Lebensphase deutlich verbessern kann.

Mein Freund,der mich in den 80ern Jahren häufig zu Waldläufe um den Gördensee animiert hatte, sagte immer, ...lieber kurz und intensiv gelebt, als lange dagewesen.. Leider hat er das für sich zu wörtlich genommen und starb mit 53 an einer heimtückischen Erkrankung, gegen die seine hervorragende Fitness auch nichts ausrichten konnte!

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© Dr. med. Fritz Baars