Erfolgreiche Radsportler aus Brandenburg a.d. H.:     Christian Petersen

Er fuhr in beiden Jugendklassen viele Siege ein und hatte zahllose vordere Platzierungen

Christian Petersen in seiner Funktion als Moderator - hier beim Bergzeitfahren in Kotzen-Rhinsmühlen 2016.

Christian Petersen ist ein echtes Brandenburger Urgestein. Geboren wurde er am 2. Oktober 1950. Seine Familie stammt aus Ostpreußen, und sein Vater fand nach dem II. Weltkrieg Arbeit im hiesigen Stahlwerk. Er wuchs in der Stahlwerker-siedlung auf. Die befreundeten Jungs waren viel und gern mit ihren Fahrrädern unterwegs. Auch waren sie oft auf dem nebenan gelegenen Hubschrauberlandeplatz, den die "Rote Armee" auf dem Areal des ehemaligen *ARADO- Werkes nach dem Krieg errichtet hatte. Die russischen Soldaten seien immer sehr freundlich zu ihnen gewesen, und somit konnten die interessierten Jungen oft die Wartung der Maschinen vom Typ MIG bestaunen. Er besuchte  bis zur 10. Klasse die H.-Heine-Schule. Danach erlernte er den Beruf eines Drehers und Werzeugmachers im Traktorenwerk Brandenburg.

 

 

*ARADO Flugzeugwerke GmbH Warnemünde, Zweigwerk Brandenburg

 

Da der Radsport in Brandenburg ja eine lange Tradition hatte, kam er angeregt durch die "Kleine Friedensfahrt", wie viele Jungen seines Alters in der DDR-Zeit zu dieser Sportart. So war der Schritt zum Aufnahmeantrag in die hiesige BSG Motor Brandenburg Süd nicht weit.

Bald stellte sich heraus, dass Christian außerordentlich talen-tiert war, und ein sehr erfogreicher Brandenburger  Bahnfahrer ver-gangener Tage, Erwin Rüdiger, nahm ihn unter seine Fittiche. Das blieb nicht ohne Wirkung. Zu seinen bescheidenen Anfangs-ergebnissen auf Bahn und Straße kamen bald durch das systematisches Training gezielte Erfolge hinzu. Ein Glücksfall dabei war auch Berhard Göbel, ein ehemals erfolgreicher Bahnradsportler aus Breßlau, den die Kriegswirren nach Rathenow verschlagen hatten. Göbel kam extra aus Rathenow, um das Training persönlich zu leiten. Es stellte sich heraus, dass neben seinen allgemeinen guten Veranlagungen, dass Sprinten, besonders auf der Bahn, seinen Fähigkeiten am besten entsprach, und E. Rüdiger sah wohl darin seine beste Perspektive. Petersen gelang es als einzigem BSG-Fahrer 1967 in die Bahn-Jugendnationalmannschaft aufgenommen zu werden!

So entschloss man sich in der Vereinsleitung, Christian in einen Sportclub zu deligieren, um ihm die Chance zu ermöglichen, in die DDR- und vielleicht sogar auch Weltspitze der Bahnfahrer vorstoßen zu können.

So begann er im Herbst 1968, als auch sein regulärer Wehrdienst in der NVA begonnen hätte, beim Armeesportklub Leipzig, kurz ASK genannt, seine Spezialausbildung als Bahnfahrer, vor allem im Bereich Sprint, aber auch den anderen Bahndisziplinen.

Das damals noch olympische Tandemfahren lag ihm auch sehr. Mit seinem, aus  Arnsdorf bei Dresden stammenden Partner Jürgen Schütze, der von Dynamo Dresden-Nord zum  SC Dynamo Berlin deligiert worden war, errang er bereits 1968 den "Pokal der olympischen Hoffnungen", ein Wettbewerb, der hochkarätig mit Fahrern aus vielen Ländern beidseits des "Eisernen Vorhangs" besetzt war und damit einer "Junioren-Europa-Meisterschaft" gleich kam. Die weiteren Erfolge, die er allein, im Tandem und mit einer Zweier- oder Vierermannschaft errang, werden anhand aufgefundener Berichte in der Verbandszeitschrift, "Der Radsportler", aus dieser Periode im

 

Christian fährt ab 1965 zunehmend immer erfolgreicher für die Radsport-sektion bei BSG Motor Süd Brandenburg. Die folgenden Rennergebnisse aus der Sportzeitschrift, "Der Radsportler", belegen das eindrucksvoll.

Bei Jugendrennen auf seiner Heimatbahn an der Brielower Straße

Nach dem Erfolg in diesem Rennen im Oktober 1967 wurde Christian Petersen als BSG-Fahrer in die Jugend-nationalmannschaft der DDR berufen. Sein Trainer und Mentor, Bernhard Goebel, ist sichtlich stolz auf seinen Schützling, der sich im Umfeld der Klubfahrer durchgesetzt hat.

DDR-Jugendmeisterschaft 1968. Links Jürgen Schütze und rechts Christian Petersen.

Sein erster großer Erfolg!

Man war seitens der Jugendkommission des DRSV der DDR schon länger auf den Blond-schopf aus der Provinz aufmerksam geworden, der den bereits etablierten DDR-Nachwuchs-fahrern im Jugendbereich Paroli bieten konnte. Immerhin hatte er in Brandenburg a. d. Havel vergleichsweise  gute Voraussetzungen für sein Training:

  • Eine, wenn auch in die Jahre gekommene Zementradrennbahn und
  • zwei ehemalige,  vor und nach dem 2. Welt-krieg erfolgreiche  Bahnfahrer:              Bernhard Goebel und Erwin Rüdiger.

Man entschied sich, die beiden guten Sprinter im A-Jugendbereich, Jürgen Schütze und ihn auf ein Tandem zu setzen, was sich schließ-lich als Glücksgriff erwies. Gemeinsam schafften sie den Sieg bei der DDR-Jugendmeisterschaft 1968: Der groß gewachsene  Sachse, "Klubfahrer" vom SC Dynamo Berlin und der kleinere  gewitzte Junge vom Ufer der Havel.

Für die international erfolgreichen Tandem-Männer,  Geschke und Otto, schien damit das Nachfolgeproblem zu gegebener Zeit geklärt zu sein!

Sein ehemaliger Heimattrainer, Berhard Goebel aus Rathenow, schenkte Christian das schöne Erinnerungsfoto 1972 zu seinem 22. Geburtstag.

Ab der Saison 1969 Training unter den Bedingungen im Hochleistungssport.

Christian Petersen erhält Ratschläge von seinem Trainer Zimoch beim ASK in Leipzig.

Zur weiteren Förderung seines Könnens  startete er für den ASK Vorwärts Leipzig und  war in erster Linie Bahnsprinter, nahm aber auch im Rahmen des Konditionstrainings an Straßenrennnen teil. Auch Zweier- und Vierermannschaftsfahren gehörte zum Sportprogramm. Schließlich entdeckten die Trainer die besonders gute Eignung zum Tandemsprint, der damals als Disziplin noch "olympisch" war und nur deshalb in der DDR gefördert wurde. Er saß in verschiedenen Konstellationen, z.B. Lieffertz, Piltz usw. auf dem Tandem. Später verkümmerte  dieses eigentlich attraktive Spielart des Bahnradsport völlig.

Die Saison 1970

Saison 1971

Da aus diesem Jahrgang nur wenige Zeitungen bei mir vorhanden sind,  wird diese Zeit nach und nach bearbeitet.

 

 

Rückkehr nach Brandenburg

Bis anfang 1972 blieb er in Leipzig und kehrte dann in seine Heimatstadt zurück. Er schloss sich seinem alten Verein wieder an Es findet sich im "Radsportler" in diesem Jahr nur ein Hinweis auf einen Wettkampf.

Saison 1972

Auf dem Sportplatz an der Brielower Straße.

Als er in seine Heimatstadt zurückge-kehrtsein Leben wieder neu orientiert hatte, war er von 1973 bis 1983 Trai-ningszentrumleiter der "Südler". Dabei konnte er natürlich aus den 4 Jahren Hochleistungssport unter der Leitung erfahrener Trainer profitieren. Unter seiner Leitung wurden etliche Kinder und Jugendliche bei Motor Süd an den Straßen- und besonders Bahn-radsport herangeführt, da Brandenburg damals anfangs noch eine Zement-Radrennbahn besaß. Einige dieser Fahrer, die ich als "Zugereister" später noch bei Jedermann-Rennen kennen lernte, waren: Reinhard Jung, Dorian Markwardt, Uwe Kruppa und Torsten Lehnhardt. Sie alle waren auf der Ebene des Bezirkes Potsdam erfolgreich und zeigten auch noch im Jedermannbereich, was sie einst bei Christian Petersen gelernt hatte!

Im Fußball spricht man von einem Trainerspieler, wenn der relativ junge Trainer auch  gelegentlich oder regel-mäßig die "Töppen" anzieht, um seine Mannschaft auch noch auf dem Platz zu unterstützen. Christian fuhr von 1973 bis 1978  selbst auch noch auf der Straße und besonders Bahn Rennen. Das war vorallem auch aus gesundheitlichen Gründen (Abtraining) wichtig, hatte doch der Hochleistungssport typische Spuren im Herz- /Kreislaufsystem hinterlassen. Seine letzten größeren Erfolge waren  bei Steherrennen auf Sommer- und Winterbahn (Werner-Seelenbinder-Halle/Berlin).  Dieses Metier erfordert ein außergewöhnliches fahrtech-nisches Können! Neben der antrainierten Kraft benötigt der Athlet genügend Ausdauer für ein Rennen über 20, 30 oder 50 km bei gleichmäßig hohem Tempo. Große  Geschicklichkeit und Mut wird verlangt, um dicht an der Rollezu bleiben, denn dort ist der Windschatten am optimalsten. Es bedarf eines großen Vertrauensverhältnisses zwischen dem "Motorführer" und dem Radsportler und eines "blinden" Verständnisses, wenn z.B. ein Überholangriff gestartet wird. Und das alles bei einem "Höllenlärm" auf der Piste!

 

Bis 1978 blieb  Ch. Petersen für seinen Verein im Renngeschehen aktiv und war  damit  sicher  ein  Vorbild  für  seine  Schützlinge, die  Kinder   und  Jugendlichen, wenn  noch einen Sieg oder gute Platzierungen für Motor Süd einfuhr. Im Folgenden werden noch einige Belege aus dem "Radsportler" dieser Jahre dargestellt.

Auch über die Wendezeit ist er seinem Heimatverein, der Sektion Radsport  der BSG Motor Süd Brandenburg, die sich dann, nach ihren Wurzeln suchend wieder BSC Süd 05 nannte, treu geblieben. Der Ama-teurradsport wurde ab nun häufig als sogenannter "Jedermann-Radsport" betrie-ben, bei welchem die Teilnehmer von solchen Rennen keine Lizenz der BDR benötigen, was den Vorteil hat, dass sich das Teilnehmeralter breit streut und nicht selten über das 70. Lebensjahr hinaus geht.

Christian fuhr auch hier noch erfolgreich manchen Kilometer, wird aber besonders am Mikrofon bei unseren Jedermann-Rennen wegen seines großen Fachwissens in Sachen Radsport und seiner kuzweiligen, eloquenten Moderation geschätzt.

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© Dr. med. Fritz Baars