DHfK - die Kaderschmiede für den Spitzensport der DDR

Pressezeichner Willi Beyer's Gedanken nach der Straßen-WM auf dem Sachsenring 1960

Die  Deutsche Hochschule für Körperkultur und Sport (DHfK) wurde  am 22. Oktober 1952  in Leipzig gegründete. Sie zog in den Gebäudekomplex, in dem sich das 1925 gegründete Institut für Leibesübungen, die erste wissenschaftliche Einrichtung dieser Art in Deutschland, befand. Sie war sowohl für die Lehre und Forschung im Bereich des Breiten- und Spitzen-,  als auch für den Rehabilitationssport konzipiert. Es wurden Diplomsportlerlehrer, Übungsleiter und Trainer ausgebildet. Fast 25% der Studierenden kamen aus dem Ausland, insbesondere aus den Entwicklungsländern. Bis 1989 war die Mitarbeiterzahl auf etwa 1050 angestiegen. In Neubrandenburg, Frankfurt/Oder, Jena und Oberhof wurden Außenstellen unterhalten. Für den organisierten Sport der Studenten gab es die HSG Wissenschaft DHfK, in der nicht primär Hochleistungssport betrieben wurde. Für diese Zielstellung war der  angeschlossene  Sportclub "SC Wissenschaft DHfK " vorgesehen. Er hatte Sektionen für verschiedene Sportarten, wie z.B.: Leichtathletik, Schwimmen, Handball, Turnen usw. Darunter befand sich auch die sehr erfolgreiche Sektion Radsport, welche insbesondere durch den zweimaligen, aus Heyrothsberge bei Magdeburg stammenden Gustav-Adolf, genannt "Täve" Schur, weltbekannt wurde. Die wesentliche Aufbauleistung für das Training im Klub wurde durch die beiden Trainer Werner Schiffner und Herbert Weißbrod geleistet, die auch viele Jahre die Auswahl für die Friedensfahrt betreuten. Natürlich gab es daneben eine ganze Reihe weiterer national und international erfolgreiche Fahrer und auch Fahrerinnen: In den 50 u. 60er Jahren waren das z.B. Töpfer, Henning Grünwald, Weltmeister Bernhard Eckstein, Weltmeisterin Elisabeth Eichholz (geb. Kleinhans), die Friedensfahrtgesamtsieger Erich Hagen, Klaus Ampler, sowie Günter Lörke, Günther Lux, Dieter Mickein, Manfred Dähne, Bernd Knispel, Dieter Grabe, Jan Schur und Uwe Ampler, um nur einige zu nennen. Sie alle stammten aus den verschiedensten Regionen der DDR, von der Küste der Ostsee bis zum Erzgebirge im Süden.  Einige sind selbst zeitweise oder auf Dauer erfolgreiche Radsporttrainer geworden, wie: G. A. Schur, G. Lux, S. Kettmann, K. Ampler. Zwei Trainer, die auch heute noch auf nationaler und internationaler Ebene erfolgreich Spitzenathleten trainieren sind Detlev Uibel und Heiko Salzwedel, der schon auf verschiedenen Erdteilen erfolgreich sein Wissen weitergegeben hat.

In dieser Sektion gab es auch eine große Kinder- und Jugendabteilung, die teilweise bis 80 Sportler umfasste, viele davon aus der Stadt und dem Raume Leipzig. Hier hin konnte man bei entsprechenden Leistungen in seiner Sportart in möglichst jungen Jahren delegiert werden, oder man wurde  bei Wettkämpfen "entdeckt". Es gab auch Quereinsteiger, wie z.B. der leider inzwischen verstorbene erfolgreiche Radsportler, Rainer Marks

Ein abgelegtes Abitur oder die Aufnahme eines Studiums war nicht zwingend erforderlich. Die Sportler(innen) in diesem Club sollten durch systematisches, wissenschaftlich fundiertes und strukturiertes Training zu Höchstleistungen befähigt werden, was sich in klingendes Edelmetall bei Europa- und Weltmeisterschaften, sowie bei Olympischen Spielen für den Staat auszahlen sollte. Die Festigung der internationale Anerkennung der DDR über den  erfolgreichen, Schlagzeilen in allen Medien produzierenden  Spitzensport, war eine Haupttriebfeder in diesem System.

Ab 1969 wurde ein spezielles Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport  (FKS) gegründet, in welchem spezielle Trainingsmethoden usw. "top secret" erforscht worden sein sollen, um den Vorsprung in der Weltspitze bei begrenzten menschlichen Resourcen in der kleinen DDR,  halten zu können. Es ging aus dem größten Teil des bis dahin bestehenden Institutes für Sportmedizin hervor. Dort wurde interdisziplinär gearbeitet. Ab Anfang der 70er Jahre wurden sportartenspezifische Ergometer, ein Strömungskanal und ein kippbares Laufband installiert. Die Ärzte beschäftigten sich mit Leistungsdiagnostik, Belastungsstörungen bis hin zur Rehabilitation.

Der zweite Bildungsweg über die Arbeiter- und Bauern-Fakultät (ABF), den es zunächst gab, war an der DHfK 1963 abgeschafft worden. Damals und bis zur Wende galt es  unbedingt, den Amateurstatus irgendwie aufrecht zu erhalten, denn die wichtigsten internationalen Wettbewerbe  waren den Amateu-ren vorbehalten. In der westlichen Welt entwickelte sich darum das Sponsoring, um den Spitzen-sportlern(innen) überhaupt die Möglichkeit für den zeitlich oft riesigen Trainigsaufwand zu geben, damit sie Höchstleistungen erzielen können.

An der DHfK haben hervorragende Wissenschaftler gearbeitet. Einer davon war Prof. Dr. K. Tittel, der 1964 die Leitung des Institutes für Sportmedizin übernommen hatte. Als ich 1966 mein Medizinstudium in Halle/Saale begann, wurde in der Anatomievorlesung auch sein Name anerkennend erwähnt. Dort war er vorher tätig und hatte ein vielbeachtetes Buch über "Funktionelle Anatomie", welches ein Standardwerk in der Sportmedizin wurde, verfasst.

Am 8.12.1993 wurde die DHfK aufgelöst und vom der neu gegründeten Fakultät an der Universität Leipzig übernommen.

 

Es folgen ein paar Artikel aus den Radsportzeitungen,  die sich mit radsportlichen Begebenheiten an der DHfK befassten.

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© Dr. med. Fritz Baars