In der oben laufenden Bildgalerie liest man auch Namen von Geschäftsleuten, die sich vor allem organisatorische um den Radsport verdient gemachte haben, z.B.: Vereinsvorsitzende, Mitglieder im Gau-Vorstand usw. Das ist bei der Aufzählung der Vereine auch ersichtlich.
Die genaue Lebensdauer der einzelnen Vereine ist mir nicht bekannt. Ihr Gründungsjahr hatten sie meistens im Vereinsnamen hinterlegt. Bis zur Jahrhundertwende (1899/1900) gab es ein relativ buntes Vereinsleben mit 4 bis 7 nebeneinander bestehenden aktiven Vereinen. Von den rauschenden Winter- und Stiftungsfesten wurde ausgiebig im Bran- denburger Anzeiger berichtet. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 liest man auch noch über sportliche Veranstaltungen und Winterfeste als Höhepunkt des Jahres von zwei bis drei Vereinen. Auch eine Fusion zwischen "Vorwärts" 1887 und "Rad-Club 1899" im Jahre 1906 ist dokumentiert. Durch den Bau der Radrennbahn im Sportpark wird aber vermehrt über den Berufsradsport immer im Zusammenhang mit Werbung für "Brennabor- und/oder Corona-Räder" berichtet, sodass nicht sicher eingeschätzt werden kann, ob und wann sich Vereine aufgelöst haben. Viele Vereine standen in den Adressbüchern der Stadt, die alle 2 Jahre herausgegeben wurden. Vielleicht war der Eintrag kostenpflichtig, weshalb manche kleinere Vereine die Ausgaben gescheut haben könnten. Dennoch ist es ein gewisser Beleg für die Weiter-Existenz, wenn ein Eintrag vorhanden ist, aber auch dann, wenn ein Sportler des Vereins in einer Ergebnisliste mit Vereinsnamen genannt wurde. Zum anderen liest man in Kleinst-Annoncen laufend Hinweise zu Treffs für Touren, was man sicher mit heutigen Trainingsfahrten vergleichen kann. Manche Touren endeten in einem schönen Wirtshaus (z.B. Neuer Krug in Wilhelmsdorf), andere wiederum führten über 50, 100 und mehr Kilometer(z.B. Wörlitz) und können mit Recht als hartes Training angesehen werden. Auch wurden Frühtouren mit Start 4 Uhr oder Abendendtouren Start 7 - 8 Uhr (heute 19-20 Uhr) regelmäßt durchgeführt. Häufig liest man auch den Hinweis "Pflichttour". Hier wurde die Teilnahme als definitiv erwartet. Die Vereine prämierten auf ihren "Winterfesten" auch regelmäß die Fahrer(innen), welche sowohl die meisten Klubtouren und die größte Anzahl von Kilometern gefahrenen sind.
Name des Vereins Gründungsjahr letzte Erwähnung
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R.-V. „Stern“ 1913 ?
Der „Sportverein Havel 08“ war im „Dritten Reich“ ein offenbar stark geförderter Verein, der die neuen Direktiven der NSDAP-Sportführung in der Havel- stadt zur Bündelung des Sportverkehrs am besten umsetzte. Er bekam zu den vorhandenen Sportabteilungen (siehe oben) ab 1938 auch eine Abteilung Radsport hinzu. Der langjährige Vereinsvorsitzende der „Vereinigung Brandenburger Rennfahrer von 1910“, Otto Köpp, wurde Fachwart der Radsport-Abteilung. Ihm folgten in den nächsten Jahren eine ganze Reihe der besten Fahrer aus seinem alten, aber auch aus anderen Vereinen der Stadt.
Letztendlich überlebten nur zwei Radsport-Vereine diese Zeit: „Havel 08“ für Bahn- und Straßen-Radsport und „Brennabor 1891“, in welchem Wander- und Reigenfahren, sowie das Radballspiel betrieben wurden. Der Vereinsführer war der ehemalige, auf der alten Sportpark-Rennbahn erfolgreiche Bahnradsportler, Franz Rulfs. Geübt wurde in der Sportstätte Turnhalle III am Nicolaiplatz.
Diese Vereine haben in den ersten Monaten des Jahres 1945 bis zur Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 keinen vermerkten Sportbetrieb mehr durchgeführt. Sie wurden, wie alle Sportvereine, im Zuge der Entnazifizierung 1945 per SMAD-Befehl verboten. Eine Fortsetzung dieser Vereine nach Aufhebung des Verbotes ist mir nicht bekannt.
Der Radsport wurde in einem neuen Verein 1946 als "BSG Traktorenwerk Brandenburg", der sich später in "BSG Motor Süd Brandenburg" umbenannte, fortgesetzt. Otto Köpp von Havel 08, einst selbst ein erfolgreicher Radsportler im Bahnfahren danach geschätzter Fachmann und Organisator im Brandenburger Radsport, beförderte den Wiederaufbau des Sportbetriebes, besonders auf der Bahn an seiner alten Wirkungsstätte "Havelbahn" und übernahm die Leitung dieser neuen Sektion(en) bis zu seinem Tode 1953. Er ist die "Klammer" des Brandenburger Radsportes vor 1945 und danach. Einige Fahrer, die schon vor 1945 bei Havel 08 fuhren, waren auch nach 1945 noch einige Zeit aktiv, z.B. Schwandt.
Fahrradfabriken und/oder Fahrradhandlungen/Werkstätten
Bei den drei erstgenannten Namen handelte es sich um reine Produktionsfirmen. In den folgenden Geschäften werden Fahrräder neben anderen technischen Geräten verkauft und auch repariert. Gustav Gräben zum Beispiel, betrieb eine Zigarren-/Zigarettenhandlung als zweites Standbein.