Mit "Lok und "Medizin Haldensleben" gab es zeitweise zwei Radsportvereine in der relativ kleinen Stadt! Wie war es früher?

Das Jahrbuch der Radfahrer-Vereine von 1897/98

Ein altes Buch gibt Auskunft

Auszug aus dem 1897/98 herausgegebenen Jahrbuch der Radfahrer-Vereine, in welchem 1842 Dörfer und Städte mit teils mehreren Vereinen im Deutschen Reich von 1871 aufgelistet sind.

In diesem Buch, welches periodisch vom Deutscher Radfahrer-Bund von 1884 herausgegeben wurde, er-fährt man auch, dass in Neu-haldensleben zu dieser Zeit bereits mindestens zwei Radfahrer-Vereine  bestan-den haben müssen.

Die Abkürzungen in der nebenstehenden Abbildung geben Auskunft über:

 

  • B: Ob der Verein Mitglied im D.R.-B. war,

nennt die Namen der damals handelnden Personen, ihren Beruf und ihre Anschrift,

  • Vs. Vorsitzender,
  • F: Fahrwart,
  • K: Kassierer/Zahlmeister,
  • Sch: Schriftführer,
  • G: Gründungsjahr,
  • M: Mitgliederzahl,
  • Cl: Clublokal,
  • Cla: Clubaben/-sitzung am z.B. am Mo.,
  • Gw: Gäste willkommen.

 

Die beiden Vereinen, der Radfahrer-Verein Neuhaldens-leben under RV Wanderlust haben sicher in der Stadt unter-schiedliche Interessen bedient. Der letztgenannte Verein trug sein  Programm bereits im Namen "Wanderlust". Der R.-V. Neu-haldensleben war vielleicht etwas radsportlicher ambitioniert. Er war der Ältere, und  sein Gründungsjahr war 1893.

Von überregional erfolgreichen Radsportlern aus Haldensleben in der Zeit zwischen 1893 und 1944 habe ich  nie irgend etwas ge-lesen.

In der Nähe gab es weitere Radfahrer-Vereine:

  • Groß Ammensleben, R-V. "Tadellos" mit dem Vors. Dr. Schild, Prakt. Arzt
  • Oebisfelde den R.-V. von 1892
  •  Später auch noch in Calvörde den R.-V. von 1897, der sich später "Germania" nannte.

 

Die Motive für die folgenden privaten Fotos stammen aus der liebevoll ausgestalteten Heimatstube in Calvörde, die ich anlässlich eines unserer EOS-Klassentreffen besuchen konnte und unter den vielen interessanten Ausstellungstücken  dort fand.

Eine Kuriosität der Zeit!

Geschichte wiederholt sich offenbar!

Wie ich an andere Stelle schon beschrieben habe, hatten die Siegermächte nach der bedingungslosen Kapitulation Hitler-Deutschlands am 8.5.1945, u.a. sofort  alle Sportvereine, im Rahmen des Entnazifizierungsprogrammes verboten. Nach und nach wurde das Verbot gelockert und 1946 aufgehoben. Es kam dann zu Vereinswieder- oder Neugründungen, die in der SBZ meistens mit neuem, "fortschrittlicherem" Namen (Lokomotive, Motor, Traktor usw.) unter Austauchs "besonders belasteter" Personen, die keinen "Persilschein" bekommen hatten, vonstatten ging.

In der relativ kleinen Kreisstadt ent- und bestanden nach 1952 zeitweise  zwei Radsportvereine:

  • BSG Lokomotive und
  • BSG Medizin Haldensleben.

Aber, wie wir oben gesehen haben, gab es das schon vor 100 Jahren.

 

Im  Programmheft  von  eines Rennens von 1956  finden  sich  7  Sportler, die für   "Medizin Haldensleben" starteten.

 

Die bessere Mobilität durch die Freifahrtscheine für die Deutsche Reichsbahn führten dann wohl zur Auflösung dieses  Vereines. Einige Fahrer schlossen sich der BSG "Lok" an.

 

Der erfolgreichste Fahrer war wohl Georg Käsdorf, der sich alsbald den "Eisenbahnern" anschloss. Im Programm-Heft für das 5. Rundstreckenrennen 1956 sind weitere 6 "Mediziner" genannt, von denen Klaus Schulz und Hans Meiner sich bei je einem Rennen platzieren konnten.

 

Es folgen noch einige Kopien aus der "Radsport-Woche", die  über ei-nige dieser Rennen berichten.

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© Dr. med. Fritz Baars