Mit dem Ende des 2. Weltkrieges erholte sich auch der Radsport nach und nach wieder von dem entstandenen Chaos. Viele erfolgreiche Sportler waren leider im Krieg gefallen. Andere wiederum befanden sich noch in Kriegsgefan-genschaft oder kehrten schwer verwun-det heim.
An jene wurde in den DDR- Radsport-zeitschriften in loser Folge vorwiegend durch Adi Klimanschewsky erinnert.
Doch insbesondere die Berufsrad-sportler waren die Motoren des Neuanfangs, denn sie mussten ja Geld verdienen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Zum anderen gab es bei der Bevölkerung einen großen Nachholebedarf an Unter-haltung, da Radio und Fernsehen noch keinen Stellenwert besaßen und das Kino bestenfalls eine Wochenschau bot. Man wollte also "live" dabei sein. So kamen zu den damals sehr beliebten (Aschen-) Bahn- und auch Straßenrennen zigtausende Zuschauer in die Stadien und an die Strecken.
Ab 1947 erschien dann der "Illustrierte Radsport-Express" mit 52 Heften jährlich a' 10 Seiten und berichtete vorwiegend bis 1949 von den Rennen der Berufsfahrer, aber auch von Amateurrennen. Zumindestens in der Ostzone begann eine zunehmende Diskussion über die Um-wandlung des Sportbetriebes. Diese Entwicklung kulminierte mit der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949. Der Berufsradsport wurde in kurzer Zeit zurückgedrängt. Wenn nicht schon zu alt für den aktiven Sport, ließen sich einige Fahrer reamateurisieren, wie z.B. "Ete" Zawadski, der später noch viele Jahre als Schrittmacher bei Steherrennen aktiv war.
Neubeginn in Brandenburg a.d. Havel
Erwin Rüdiger fuhr auf der Aschenbahn ab 1946 schon erfolgreich Rennen, mit seinem Partner Schwandt, der in den Kriegsjahren schon als Jugendfahrer bei SV Havel 08 aktiv war, auch im Zweier-Mann-schaftsfahren. Als sein Cousin, Erich Peter, aus englicher Kriegs-gefangenschaft 1948 heimgekehrt war, überredete Erwin den eigent-lichen Fußballer, zum Radsport zu wechseln. Beide bildeten für einige Jahre eine sehr erfolgreiche Zweiermannschaft, gewannen viele Rennen und wurden sogar Landesmeister im damals schon für kurze Zeit existierenden Land Brandenburg.
Zunächst war 1946 eine BSG Traktorenwerk Brandenburg mit einer Sparte Radsport neu gegründet worden, die 1952 in die BSG Motor Süd umbenannt wurde und sich nach der Wende 1990 wieder BSC Süd 05 nennt, also mit der Betonung auf Ballsportclub.
Er hatte sich 1905 als solcher gegründet und feierte 2015 sein 110. Bestehen.
Die Radsportler kamen aber erst 1946 dazu, weil nach der Kapitulation auf SMAD-Befehl auch die beiden letzten Radsportvereine Branden-burgs, "RV Havel 08 und Brennabor 1891" verboten worden waren und nach Aufhebung des "Vereinsverbotes" nicht wieder auflebten. So gelang es unter dem Dach der neugegründeten "BSG" mit der finan-ziellen Unterstützungen des Traktorenwerkes, welches in den Fabrikhallen des ehemaligen Brennaborwerks entstanden war, auch kleineren, sonst finanzschwachen Vereinen, eine Existenzmöglichkeiten zu geben.
Einen Rückschluss auf einige Namen von früheren Radsportlern lässt eine kurze Mitteilung im Illustrierten Radsport-Express 1948 zu. Da schreibt der Veranstalter, Otto Köpp, aus Brandenburg, Kurstraße 71, ein Bahnrennen zum Gedenken an die ehemaligen sehr erfolgreichen Brandenburger Radsportler auf der Aschenbahn aus.
Heinz B e t g e, Heinz L o t s c h, Günter K ö p p und Erwin B u c k waren im II. Weltkrieg "gefallen", wobei Günter Köpp der Sohn von Otto Köpp gewesen ist.
Es gab offenbar Veranstaltungen in Brandenburg 1948, die den Berufs-fahrern vorbehalten waren, wie der "Große Preis von Brandenburg". An den Rennen konnten auch Amateure aus dem Land Brandenburg teilnehmen.
Inzwischen haben umfangreiche Recherchen im Stadtarchiv eine sehr interessante Chronologie des hiesigen Radsports ergeben, von den Anfängen 1883 bis zur Gegenwart.
Das ist alles nachzulesen auf den Seiten unter den Buttons "Historisches 1883 - 1945 und Motor "Süd".