Aus Materialsammlung „Historisches über Radsport in Brandenburg“:
Quelle: Brandenburger Anzeiger (BA.) für Westhavelland und Zauche – Belzig/Originalabschriften, teilweise gekürzt,
Originalschreibweise wurde meistens kursiv markiert, teilweise belassen, um die Gefühlswelt unserer Vorfahren Endes des 19. Jh. besser nachempfinden zu können!
Hier noch einige Abkürzungen: Ep.(Ehrenpreis/e), Mk. (Reichs-Mark), Vl., Zl., El.(Vor-, Zwischen- u. Endlauf)
Begriffserklärungen: 1.Herrenfahrer (offenbar Amateurradsportler, welche die "höchste Leistungsklasse" im Radsport erreicht hatten.Danach konnte man Berufsfahrer werden. Die heute meistens nicht mehr gebräuchlichen Bezeichnungen für die damaligen "Bahn-Wettbewerbe", erklären sich wohl von selbst. Um ein Gefühl für den Wert der Geldpreise (in bar, vormals auch baar) zu bekommen hier noch eine kleine annähernde Umrechnung nach Matthäi: Eine Reichsmark von 1900 bis 1914 hätte heute eine Wert von etwa 8,5 €. Bei großen, internationalen Rennen bekam der Sieger meistens 100 bis 200 Mk., was heute 850 bis 1700 € entsprechen würde. Die Monatslöhne von Arbeitern und Angestellten in dieser Zeit lagen aber bei geringen 60 Mk. (40 bis 120 Mk.)Wiki.
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Mehr Freizeit will sinnvoll ausgestaltet werden. Mit der professizionellen, attraktiven Ausgestaltung der Freizeit anderer Leute lässt sich auch eine Menge Geld verdienen. Das erkannten auch Brandenburger Unternehmer schon früh und erbauten den Sportpark mit seinem breiten Angebot!
BA.,Nr.176, Sa., 29.7.1899 : Das Programm zur Einweihung des Sportplatzes am 13. August ist nun endgültig festgesetzt worden. Dasselbe besteht aus einem Preiscorso für hiesige und auswertige Radfahrer-Vereine, einem Erstfahren für Herrenfahrer über 1000 Meter, einem Eröffnungsfahren über 3000 Meter, einem Hauptfahren über 10000 Meter mit eigenem Schrittmacher, wobei Ehrenpreise im Werthe von 100, 50, 25 Mk. Zur Vertheilung gelangen. Ferner einem Vorgabefahren über 2000 Meter und einem Tandemfahren über 3000 Meter.
BA.,Nr.179, Mi.,2.8.1899: Vom Radfahrer-Sport. In Weißenfels gewann am Sonntag das 50 Kilometerfahren mit Schrittmacher der Brandenburger Herrenfahrer Gustav Gräben in 1:03.36 Std.
BA.,Nr.183, Mo., 7.8.1899: Für die am kommenden Sonntag bei Eröffnung des neu erbauten Sportplatzes stattfindenden Rennen sind bis heute eine größere Anzahl Nennungen von guten Fahrern aus Berlin, Leipzig, Magdeburg, Friedenau, Spandau etc. eingegangen. Auch für den Preiscorso sind bereits von vielen hiesigen und auswärtigen Vereinen Zusagen gemacht worden. Es verspricht daher der Verlauf des Einweihungs-Festes ein großartiger zu werden.
BA.,Nr.186, Do.,10.8.1899: Die Eröffnung des Sportparks findet bekanntlich am nächsten Sonntag durch ein großes Wettrennen statt, welchem ein Preiscorso vom neustädtischen Markt aus nach dem Sportplatz vorausgeht. An dem Corso betheiligen sich einige hundert Fahrer. Das Programm der Wettrennen ist folgendes:
1. Erstfahren 1000 m, 3 Preise 40, 20, 10 Mk., offen für Fahrer, die bisher noch keinen 1. Preis gewonnen haben
2. Sportpark-Eröffnungsfahren 3000 m, (3 Preise 80, 40, 20 Mk.)
3. Hauptfahren 10000 m mit eigenem Schrittmacher, (3 Preise 100, 50, 25 Mk.)
4. Vorgabefahren 2000 m, (3 Preise 50, 25, 15 Mk.)
5. Tandemfahren 3000m, (3 Preise 60, 30, 15 Mk.)
Es haben bisher 60 Fahrer mit 156 Nennungen gemeldet.
Eine besondere Anziehungskraft wird das Hauptfahren über 10000 Meter ausüben, haben sich doch hierzu bedeutende Fahrer, a.A. Stamm-Cassel, Schneider-Leipzig und Gräben-Brandenburg gemeldet. Auch aus Berlin, Magdeburg, Turin, Potsdam, Stendal etc. treffen Fahrer ein, um sich dann am Wettrennen zu betheiligen.
BA.,Nr.188, Sa.12.8.1899: Die Eröffnung des Sportparks wird bekanntlich morgen mit einem Preiscorso durch einige Straßen der Stadt eingeleitet. Um 1 Uhr Start vom dem neustädtischen Markt aus. Das Rennnen nimmt sich um 3 Uhr seinen Anfang. Die Ketziner Kapelle wird die Concertmusik auf dem Sportplatze ausführen.
Eintrittspreise: Loge 3 Mk., Tribüne 2 Mk., Stehplatz 1,50 Mk., 1. Platz 1 Mk., 2. Platz 0,5 Mk. Die Corso-Theilnehmer bekommen beim Start Corsokarten, die zum 2. Platz berechtigen, höhere Plätze sind gegen Nachzahlung zu benutzen.
BA.,Nr.189, Mo.14.8.1899: (Der Text liegt in Fotokopie vor)
Die Einweihung des Sportparks hat gestern Nachmittag einen überaus prächtigen Verlauf genommen. Ein Preis-Corso vom neustädtischen Mark, an dessen Spitze die Ketziner Blaskapelle, durch einige Straßen der Stadt führte zum Sportpark. Es betheiligten sich viele einheimische und auswertige Radfahrer-Vereine. Tausende Besucher wohnten der Eröffnung bei. Die Rennen nahmen im Großen und Ganzen einen günstigen Verlauf. Es kam nur zu wenigen leichteren Unfällen. Mit allgemeiner Spannung wurde das Hauptfahren erwartet, hatte man doch zum ersten Mal Gelegenheit, Herrn Gustav Gräben von hier auch einmal als Rennbahnfahrer zu sehen und zu bewundern. Mit Leichtigkeit und Eleganz schlug derselbe seine Concurrenten ohne jegliche Anstrengung, wofür ihm jubelnder Beifall seitens der Zuschauer entgegengebracht wurde. Auch das Brandenburger Tandempaar Seyfarth-Jacoby verdiente sich besondere Beachtung. Die Resultate der einzelnen Rennen sind folgende:
BA.,Nr.201, Mo., 28.8.99: Der Brandenburger Radfahrer-Verein von 1884 hielt bei herrlichem Wetter sein vereinsoffenes Rennen auf der Rennbahn ab, zu welchem eine zahlreiche Schar von Zuschauern gekommen war.
BA.,Nr.207,Mo.,4.9.1899: Das Radwettfahren des Vereins „Vorwärts von 1887“ im Sportpark nahm gestern einen überaus günstigen Verlauf.
Das Match über 30 km mit Schrittmacher gewann Deickert vor Dumzlaff in ca. 45 Min. Anschließend Feier mit Preisverleihung dabei Ansprache von Herrn Tatatzky
1990
BA., Nr. 118, Mo., 21.5.1900: Erstes Frühlingswettfahren im Sportpark trotz schlechten Wetters mit starkem Wind war gut besucht. Im Großen und Ganzen, ist Günstiges zu berichten. Im Vorlauf des Eröffnungsfahrens kamen 3 Fahrer zu Fall. Im Tandemfahren (Mehrsitzer) fuhren die bekannten Magdeburger Hamann u. Rohde und siegten. Eröffnungsfahren 2000m für Herrenfahrer: 3 Ehrenpreise im Werte über 50, 25, 15 Mk., 3 Vorläufe über 1000m. Der Erste eines jeden Vorlaufes und der zeitschnellste Zweite kommen in den Entscheidungslauf. In den Entscheidungslauf kamen Demmin/Berlin, Leopold/Hannover, Krause-Berlin, O. Küpferling/Berlin, Rohde/Magdeburg u. P .Schwarz-Zehlendorf.
Ergebnisse:
BA.,Nr.126, Do., 31.5.1900: Am 2. Pfingstfeiertag Radrennen im „Sportpark“ stattfindende internationaler Radwettfahren bringt nach den heute eingelaufenen Nennungen eine Qualität von in- und ausländischen Fahrern an den Start, wie sie sonst nur große Sportcentren, wie Berlin, Wien, Hannover, Köln etc., aufweisen können. Wir nennen u.a. Paul Mündner, der populärste Rennfahrer Deutschlands, der dem Weltmeister Willy Arend viele Male die Pedale gezeigt hat, Lourion und Heller- Wien, das berühmte Flieger- und Tandempaar Österreichs, L. Bocquillon- Paris, der nur unter Klasse 1a startet, Alfred Schneider- Leipzig. Bisher einer unserer besten Herrenfahrer, welcher als Berufsfahrer gleichfalls immer unter den ersten am Ziele zu finden ist. Von Dauerfahrern, welche am 4. Juni starten, möchten wir in erster Linie van Schonthoven, Meisterschaftsfahrer von Holland für 1899, nenne. Außer Winnemann- Hamburg, Nicodem- Prag, Sievers, Berlin welche sämtlich hinter Motorführung fahren, wird unser heimischer Fahrer Gustav Gräben, welcher sich in ausgezeichneter Form befinden soll, ebenfalls mit 2 Motorführungsmaschinen am Platze erscheinen, um als Berufsfahrer die Scharte vom vorigen Jahre auszuwetzen.
BA.,Nr.129, Di., 5.6.1900: Das gestrige internationale Rad-Wettfahren im Sport-Park war insofern von ganz besonderem Interesse, als außer einer Anzahl deutscher Fahrer von Ruf aus Berlin, Hannover und Leipzig auch solche aus Frankreich, Holland und Oesterreich sich am Start eingefunden hatten. Leider war es dem Brandenburger Dauerfahrer Gustav Gräben in Folge eines Sturzes am 1. Feiertage in Weißenfels nicht vergönnt, an dem 30 Kilometer-Rennen theilzunehmen, hatten sich doch gerade hierzu viele Freunde und Bekannte des beliebten Fahrers eingefunden. Die verschiedenen Wettfahren boten eine Reihe aufregender Momente. Mündner, Kudela und Heering waren in ausgezeichneter Form; bedauerlich war es nur, daß der Letztere Mündner beim Entscheidungslauf im Sportfahren in der letzten Runde an der Kurve herauszudrängen suchte, hierbei fuhr Heering den Mündner an, und beide kamen zu Fall, wofür Mündner dem Heering einige wohlverdiente Ohrfeigen zum Gaudium des Publikums applicirte. Beide Fahrer trugen einige Verletzungen davon und mußten daher aus dem ferneren Rennen ausscheiden, wodurch es allerdings Kudela leicht wurde, die Rennen zu gewinnen. Höchst amüsant war es, die Einmütigkeit der Fahrer im Entscheidungslauf im Prämienfahren zu bewundern; denn jeder Fahrer übernahm zwei Mal die Führung und heimste somit 10 Mark ein. An dem 30 Kilometerfahren betheiligten sich 6 Mann, zum Theil mit oder ohne Motorführung. Das Knittern und Knattern der Motoren brachte ein gewisses Leben auf die Rennbahn. Wie fast bei allen derartigen Rennen, sind Motordefekte keine Seltenheit, sodaß einige Fahrer wiederholt ohne Führung waren. Allgemeine Anerkennung fand Dickentmann-Holland durch seine Überlegenheit, mit welcher er bei einem Vorsprung von 7 Runden das 30 Kilometer-Rennen gewann. Das Motorradfahren hätte unstreitig der Dickentmann’sche Motor gewonnen, wenn den Fahrern in der letzten Runde nicht ein kleiner Unfall passirt wäre und dieselben somit das Rennen nicht ausfahren konnten. Über die einzelnen Rennen sei Folgendes noch angeführt:
BA., Nr.146, Mo., 25. Juni 1900: Gestrige Radwettfahrt in Sportpark fand mit 5 Wettbewerben statt. Es waren alles auswärtige Fahrer auf dem Podium: Berlin, Dresden und Spandau, Zehlendorf, die damals noch selbstständige Städte waren.
BA., Nr. 170, Mo., 23. Juli 1900:: Die gestrige Gaufahrt von Mitgliedern des Gaus 20 war vom Wetter begünstigt. Im Laufe des Vormittags trafen die Vereine in größeren und kleineren Gesellschaften, zum Theil mit Damen, hier ein. An dem Corso, welcher sich kurz vor 2 Uhr vom neustädtischen Markt durch die Stein-, Jacobs- und Wilhelmsdorfer Straße nach dem „Sportpark“ bewegte, betheiligten sich indes nicht so viel Fahrer, als man erwartet hatte, immerhin war das Bild ein recht malerisches. Im Sportpark begann dann gegen 4 Uhr ein Rad-Wettfahren für Mitglieder des Gau 20, über welches wir morgen berichten werden Abends 8 Uhr wurde die Preisvertheilung vorgenommen. Den 1. Preis im Wanderfahren erhielt der Berliner Radfahrer-Club „Germania“, den 2. „Velocitas“-Berlin und der den 3. Preis Radfahrer-Verein „Sturmvogel“ Groß-Wusterwitz.
BA.,Nr.171,Di., 24. Juli 1900: Das gutbesuchte Rad-Wettfahren am Sonntag im Sportpark bot viele interessante Momente. Insbesondere war es das 25 Kilometer-Fahren, in welchen zum ersten Mal der hiesige Fahrer, Otto Deickert, mit Motorführung startete. Derselbe hätte sicher den 2. Preis erhalten, wenn sein Motor nicht defect geworden wäre. Immerhin hat der Fahrer das Zeug in sich, bei längerem Training ein tüchtiger Dauerfahrer zu werden. Das Gau-Verbandsfahren gewann Jäger sicher und beim Mehrsitzer-Verfolgungsfahren hatte das Tandem-Paar Krüger-Jäger Aussicht, den 1. Preis zu gewinnen, wenn Beide nicht beim Aufschlagen einer Pedale beim Nehmen einer Kurve zu Fall kamen; glücklicher Weise trugen hierbei die Fahrer keine schweren Verletzungen davon. Interesselos war das Motorfahren, denn nur ein Motor genügte den an ihn gestellten Ansprüchen. Über das Rennen selbst Folgendes:
BA.,Nr.183, Di.,7.8.1900: Hiesige Sportfreunde dürfte es interessiren, daß bei den am letzten Sonntag in Magdeburg abgehaltenen Meisterschafts-Rennen des „Deutschen Radfahrerbundes“ das bekannte Tandem-Paars Jäger/Krüger das Mehrsitzer-Vorgabefahren über 3200 m mit ca. 100 m Vorsprung gegen schärfste Concurrenz. Die erzielte Zeit von 4 1/2 Minuten 3200 m (8 Runden) ist mit Rücksicht auf den scharfen Wind und die infolge eines Regenschauers schlüpfrige Bahn eine vorzügliche zu nennen. Den dritten Preis errangen die hier bekannten Gebr. Küpferling aus Berlin.
Kurzmeldungen:
BA., Nr.204, Fr., 31.8.1900: Die Bewirthschaftung des Sportparks ist mit heute in die Hände des Directors Hollerbaum übergegangen.
BA.,Nr.210, Fr., 7.9.1900: *Sportpark. Das Hauptinteresse des am Sonntag stattfindenden „Großen internationalen Radwettfahrens“ dürfte unzweifelhaft das im Programm vorgesehene „Dauerfahren über eine Stunde für Berufsfahrer mit Motorschrittmachern“ in Anspruch nehmen, umso mehr, da hervorragende Fahrer wie Eugen Dutrieu-Lille, Max Heiny-Berlin, L. Boquillon-Paris, Ernst Moritz-Friedenau und Gustav Gräben-Brandenburg am Start erscheinen werden. Die in neuerer Zeit erzielten enormen Geschwindigkeiten hinter gutem Schrittmachermaterial lassen darauf schließen, daß auf unserer Rennbahn in dem qu. Dauerfahren mit weit über 50 Kilometer zurückgelegt werden dürften. Es hat sich auf den Sportplätzen der großen Städte stets gezeigt, daß gerade die großen Dauerrennen eine enorme Anziehungskraft besitzen und geeignet sind, bei gut besetzten Feldern die spannendsten und aufregendsten Momente dem Publikum vor Augenführen. Der Franzose Eugen Dutrieu-Lille fuhr am vorletzten Sonntag auf der Friedenauer Bahn bei einem Match mit den besten deutschen Dauerfahrer Alfred Köcher-Friedenau 30 km in 33 Min. 15 Sec. und endete nur etwa ½ Runde hinter dem Sieger.
Gustav Gräben, welcher augenblicklich in vorzüglicher Form sich befindet und die feste Absicht hat, am nächsten Sonntag seine im Vorjahre erlittene Scharte auszuwetzen, wird dem Franzosen dicht auf den Fersen sein, ebenso Max Heiny-Berlin, welcher dem hiesigen Sportpublikum bereits als vorzüglicher Fahrer bekannt ist, wird es sich angelegen sein lasen, einen der ersten Plätze zu belegen. Wenn wir noch L. Boquillon-Paris und Curt Moritz-Friedenau hinzurechnen, so wird sich am Sonntag ein Feld auserlesener Berufsfahrer hier am Start vereinigen, wie es sich dem Brandenburger Publikum bisher noch nicht gezeigt hat.
BA.,Nr.211,Sa, 8.9.: *Sportpark. Zu dem morgen Sonntag stattfindenden Radwettfahren sind auch die Fliegerrennen sehr gut besetzt. Unter den zahlreich eingelaufenen Nennungen möchten wir nur die vorzüglichen Fahrer Paul Damm-Leipzig, Arthur Röder-Leipzig, Ludwig Mayer-Hannover, ferner die bereits hier gut bekannten Otto und Willy Küpferling-Berlin und besonders auch unsere beiden Brandenburger Fahrer Robert Jäger und Hermann Krüger hervorheben. ---- Die werthvollen Ehrenpreise sind heute und morgen Vormittag im Schaufenster des Hofjuweliers Herrn Herm. Schüler ausgestellt. --- Um einem größeren Andrang an den Kassen vorzubeugen, sei hiermit auf die Billet-Vorverkaufsstellen hingewiesen.
BA.,Nr.212,Mo., 10.9.1900: *Das internationale Radwettfahren, welches am gestrigen Sonntag im „Sportpark“ veranstaltet wurde, hatte sich eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen. Im Amateur-Rennen war es es hauptsächlich wieder die Gebrüder Küpferling-Berlin, welche den Löwenantheil davontrugen. Aber auch das hier schon so oft genannte Tandempaar Jäger/Krüger bewies aufs Neue, daß es der schärfsten Concurrenz gewachsen ist. Das Hauptinteresse des Tages nahm natürlich das Dauerfahren über eine Stunde in Anspruch, wobei es auch an aufregenden Momenten nicht fehlte. Als Sieger ging der Franzose Dutrieux über das Band; das von ihm erzielte Resultat ist, den Verhältnissen entsprechend, ein wirklich gutes zu nennen. Vergessen sollen wir jedoch nicht, daß gerade dieser Fahrer der einzige vom Glück begünstigte war, denn der Motor mit seiner durchaus tüchtigen Besatzung funktionirte tadellos, was von den Heiny’schen und Moritz’schen Motoren nicht behauptet werden kann. Wir zweifeln aber nicht daran, daß Heiny Dutrieux sicher den Sieg streitig gemacht haben würde, wenn der Motor nicht Kettendefect erlitten hätte. Auch unserem altbewährten Fahrer Gräben war es nicht vergönnt, dieses Rennen ohne Unfall zu fahren. Beim Vorüberfahren an einem seiner Concurrenten wurde er durch ungeschicktes Fahren in der Kurve derartig vorgetragen, daß er die Barriere anfuhr und in das Publikum flog, wobei er sich einige schmerzhafte Hautabschürfungen zuzog und so sehr die Hand verstauchte, daß er bei den letzten Kilometern kaum noch in der Lage war, die Lenkstange zu halten. Jedenfalls verdient die Energie, mit der er sein Rennen fortsetzte, volle Anerkennung. Auch ein Sturz von Moritz verlief ohne ernste Folgen. Über die Resultate der einzelnen Rennen Folgendes:
BA.,Nr.224, Mo., 24.9.1900- Lokales: *Im Sportpark hat wohl selten ein Radwettfahren ein solches reges Interesse hervorgerufen, wie das gestrige, an dem eine Reihe bekannter Renngrößen theilnehmen. D i c k e n t m a n n , wohl unstreitig einer der besten Dauerfahrer, startete im 10 und 30 Kilometerfahren für Dutrieu, weil letzterer in Folge eines Sturzes am Freitag auf der Rennbahn in Friedenau an der Theilnahme des Rennens verhindert war, und gewann beide Rennen glänzend. Moritz, welcher beim letzten Dauerfahren als ein zäher Fahrer allgemeiner Anerkennung und Sympathie seitens der Besucher sich zu erfreuen hatte, konnte die Dauerrennen nicht ernstlich bestreiten, weil sein Motor noch vor Beginn derselben einen Reifendefect erlitten und der Regulirer des Motors durch den Sturz mehrere Verletzungen davon getragen hatte. Die Besetzung der Fliegerrennen war eine sehr gute, denn Mündner, Kudela, Dirheimer, Schilling, Käser ec. Sind Rennfahrer, die in Sportskreisen sich eines guten Namens zu erfreuen haben. Die Rennen nahmen einen an Ueberraschungen reichen Verlauf. Leider hat der hier beliebte Berliner Paul Mündner schlecht abgeschnitten, war es ihm doch nicht möglich, sowohl im Hauptfahren als im Handicap im Entscheidungslauf einen Platz zu belegen. Ueber den Verlauf der einzelnen Rennen Folgendes:
Niederrad-Hauptfahren 2000 m, (3 Baarspreise: 80, 40 und 25 Mk., 4 Vorläufe über 1000 m. Der Erste eines jeden Vorlaufes und der schnellste Zweite kommen in den Entscheidungslauf): 1. Schilling, Zeit: 3 Min. 35 4/5 Sec.; 2. Kudela; 3. Dirheimers, Nichtplatziert: Sigmar, Mündner.
1901
BA.,Nr.83, Mi.,10.04.1901: *Sport: Im Sportpark zu Friedenau fanden am Ostermontag die ersten großen Radrennen der Saison statt, denn durch Theilnahme des amerikanischen Meisterfahrers Majer Taylor eine besondere Anziehungskraft. Bei den Ergebnissen ist zu erwähnen, dass das Tandemhauptfahren für Amateure fiel nach nach scharfen Kampf an die Gebr. Gericke aus Brandenburg und der dritte Platz wurde von Weimann-Krüger-Brandenburg erkämpft. Den Sieg wurde gegen hervorregende internationale Concurrenz erzielt. Dieses ist ein schöner Erfolg, auf den die genannten Fahrer mit Recht stolz sein können. Wünschen wir ihnen von Herzen weitere, größere Erfolge. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, dass sie ihre Siege auf einen Excelsior-Tandem errangen.
Bei Voranzeigen für Radrennen im Sportpark in der Vorwoche wurde zur Verhinderung von Warteschlangen an den Kassenhäuschen auf die bekannten Vorverkaufsstellen für Billets verwiesen.
BA.,Nr.105, Mo., 6.5.1901: Das gestrige Eröffnungsrennen im Sportpark hatte eine ansehnliche Besucherzahl nach dem Sportpark geführt, die mit Interesse dem Verlauf der verschiedenen Rennen folgte. Das Tandempaars Gebr. Gericke aus Brandenburg stürzte leider im Endlauf und schied mit diversen Hautabschürfungen aus.
I. Sportparkeröffnungsfahren 2000 Meter: 1. Kurzmeyer-München (4:19 Min.) vor Behr- Brandenburg und Lutze-Adlershof
II. Ermunterungsfahren (offen für Fahrer ohne bisherigen Sieg) 1000 Meter: 1. Feuerriegel-Magdeburg (1:48 Min.) vor Rulfs-Brandenburg und Rustemeyer-Hannover
III. Hauptfahren 3000 Meter: 1. Kurzmeyer-München (6:54 3/5) vor Bäßler-Hann. U. Behr-Brandbg.
IV. Vorgabefahren 1750 Meter: 1. Lutze-Adlershof (2:46 Min.), vor Kurzmeyer u. Drebes-Dortmund
V. Mehrsitzerfahren 3000 Meter: 1. Bäßler-Lutze (4:22 Min.) vor Feuerriegel-Hoffmann-Brandenburg.
BA.,Nr.115, Di.,18.5.1901: Annonce: Sportpark kündigt am 2. Pfingsttag, den 27.Mai 1901 am Nachmittag 3 ½ Uhr ein großes internationale Radrennen für Berufsfahrer über 50 km-Fahren mit Motorführung an.
BA.,Nr.122,Di., 28.5.1901: Im Sportpark hatten sich über 4000 Personen eingefunden zuzüglich 2000, die bei herrlichem Pfingstwetter im vorderen Concertgarten Platz genommen hatten. Eine große Zahl bekannter Renn- und Dauerfahrer hatte zu diesem internationale Radrennen gemeldet.
I. Prämienfahren 2000 m: (Baarpreise 75, 40, 25 Mk.): 1. Heller-Wien vor Rütt-Duisburg u. Kudela-Prag
II. Vorgabefahren 1750 m: (Bp. 50, 25, 15 Mk.): 1.Dirkheimer-Straßburg (2:23 2/5 Min.) vor Luttemann- Hannover und Kudela-Prag
III. Mehrsitzerfahren 3000 m: (Bp. 60, 30, 20 Mk.): 1. Hoffmann-Dresden/Niehoff-Hannover (5:17 2/5
Min.) vor Dirkheimer/Luttermann und Rütt-Duisburg/Kudela-Prag
VI. 50.km-Fahren mit Motorführung: (150, 75, 50 Mk.): 1. Dickentmann-Amsterdam 1:04.48 Std. vor Heiny-Berlin in 1:06.07 Std.
BA., Nr.129, Mi.,5.6.1901: Sport: Einen Beweis außergewöhnlicher Haltbarkeit haben die Brennabor-Räder am letzten Sonntag bei dem Hinderniß-Rennen in Leipzig gegeben, wie er wohl besser und deutlicher nicht zu erbringen ist. Die Fahrt ging durch Gräben, über Brücken, Böschungen und Wiesenland, wobei von 8 gestarteten Fahrern die Mehrzahl durch Maschinendefecte gezwungen wurde, das Weiterfahren aufzugeben. Die beiden ersten Herren blieben jedoch durch ihre vorzüglich gearbeiteten Brennabor-Räder vor Unfall bewahrt, sodaß sie die beiden ersten Preise einheimsen konnten. Zieht man nun noch die großen Erfolge unserer Weltmeister Arend und Dieckentmann in Betracht, so muß Jedermann nach reiflicher Überlegung zu dem Entschluß kommen, bei Neuan-schaffung eines Rades die Marke Brennabor zu wählen.
BA., Nr.130, Do.,6.6.1901, Sport: Es wurde ein ausführlicher Bericht über viele Siege und Erfolge auf Corona-Rädern auf Radrennbahnen Europas geschrieben über Strecken von 100 bis 10000 Meter durch bekannte Rennfahrer, wie Robl, von Heller und Andersen.
Diese Replik wurde wahrscheinlich vom Besitzer des Corona-Werkes, welches in starker Konkur-renz zum zu den mächtigen Brennabor-Werken stand, postwendend geschrieben.
BA.,Nr.148, Do.,27.6.1901: Wettfahren von Militärfahrern im Sportpark Bei schönem Wetter waren viele Zuschauer gekommen, aber weniger als erwartet, da gleichzeitig die Weltmeisterschaft in Friedenau stattfand, wohin wohl viele Sportsfreunde gefahren sind. Die Militärfahrer ließen es gemütlich angehen und waren auch durch das Glockenzeichen für die letzte Rund im jeweiligen Wettkampf kaum zu höherem Tempo zu bewegen. Interessanter waren da schon die zivilen, richtigen Sportler.
BA., Nr.212, Mo.,10.9.1901: Die am Sonntag stattgefundenen Radwettfahrten für Berufsfahrer im Sportpark hat durch gutes Wetter begünstigt eine große Zuschauermenge angezogen. Große Teilnehmerfelder mit bekannten Namen machten pro Rennen mehrere Vorläufe notwendig
1. Hauptfahren 2000, (3 Geldpreise 100, 50, 30 Mk.): 1.Heller-Wien (4:49 Min.), 2. Heering-Hannover, 3. Dörflinger-Basel
2. 10 km-Fahren mit Motorschrittmacher, (3.Gp. 150, 100, 50 Mk.): 1. Krause-Berlin (12:36 Min.), 2. Winnemann-Hamburg (12:45 Min.), 3. Fischer-München
3.Vorgabefahren 1750 m, (Gp. 50, 25, 15 Mk.): 1. Niehoff-Hannover (2:20 Min.), 2. Heering, 3.Schmidtke- Berlin
4. Mehrsitzervorgabefahren 3000 m, (Gp. 60,30 Mk.): 1. Krause-Niehoff, 2. Heering/Meyer-Hannover,
5. 30 km-Fahren hinter Schrittmacher,(Gp. 200,100, 50 Mk.): 1. Krause (36:32 Min.), 2. Winnemann (37:40 Min.), 3. Fischer (38:45 Min.)
1902
BA.,Nr.99,Di., 29.4.1902: Sport. Piet Dickentmann gewann auf Brennabor ein 75 Kilometer-Fahren in Friedenau. Th. Robl hat auf der Pariser Prinzenparkbahn den Stundenweltrecord geschlagen bei einem 80 Kilometer-Rennen auf Corona-Rad: 1 Std. wurden 67 km 353 m gefahren – Banges Record um 3 km u. 3 m geschlagen.
BA.,Nr.115, Di., 20.5.1902: *Radrennen: Am 2. Pfingstfeiertag waren wieder die ersten diesjährigen Rennen im Sportpark. Trotz teils regnerischer und trüber Witterung waren ca. 6000 Personen auf dem Gelände des Sportparks gekommen und beobachteten die interessanten Rennen, die am Nachmittag um
4 Uhr begannen. Wegen der vielen Nennungen waren in allen Rennen, teils mehrere Vorläufe notwendig. Höhepunkt der Veranstaltung war wie immer das Dauerfahren mit Schrittmachern beim Ryser-Basel, Heiny-Berlin und Joseph Fischer-München starteten. Leider stürzte Letzterer einmal, fiel zurück, und Heiny hatte Motorschaden. Im Hauptfahren stürzte auch der Brandenburger Rulf und kam um seine guten Chancen.
Hier die einzelnen Ergebnisse:
I. Sportpark-Eröffnungsfahren 1000 m (4 Vl. 3Ep. 30,20,10 Mk.): 1. W. Engelmann-Leipzig 1:44 Min., 2. Hermann Feuerriegel-MD, 3. L. Ellinghausen-Brinkum
II. Hauptfahren 2000 m (4 Vl., 3 Ep. 75,40,25 Mk.): 1. W. Engelmann 3:37 Min., 2. Karl Werner-MD, 3. Otto Gasse-Berlin
III. 10-Kilometer-Match mit Schrittmachern (3 Ep. 100, 50, 25 Mk.): Sieger Ryser 11:45 Min., 2. Heiny 12:24, 3. Fischer 13:22.
IV. Brandenburger Handicap 1750 (3 Vl., 3 Ep. 50,25, 15 Mk.): 1. Martin Korn-MD (210 m Vg.), 2. B. Jenthe-MD (190 Vg.) 3. Willy Lücke-Berlin (220 Vg.)
V. Dauerfahren 1 Std. mit Schrittmachern (3 Ep. 200, 100, 80 Mk.): Sieger Fritz Ryser 148 Rd. = 49,333 km, 2. Heiny 140 Rd.=46,250 km, 3. Fischer 136 Rd. = 45,125 km (einmal gestürzt)
BA.,Nr.120, Mo., 26.5.1902: Bei der Radrennveranstaltung in Friedenau mit Dickentmann, Robl u.a. hatte die Fa. Brennabor ein goldfarben gestrichenes Fahrrad für die Tombola gespendet.
BA.,Nr.198,Mo., 25.8.1902: Das gestrige Rennen im Sportpark war ausschließlich den Berufsfahrern vorbehalten. Es wurden einige tausend Zuschauer durch das guter Wetter angelockt. Bei einer Tombola mit Ziehung von Nummern der verkauften Programmhefte, wurde als Hauptpreis ein goldfarbenes Rad der der Fa. Brennerbor verlost. Das ausgeloste „Goldene Rad“ gewann Herr Richard Domine aus der Werderstr. 36, der selbst bei den Brennabor-Werken als Arbeiter beschäftigt ist.
Für die Rennen hatten 37 Fahrer gemeldet. Deshalb mußten jeweils mehrere Vorläufe gefahren werden.
Rennergebnisse der Endläufe:
I. Niederrad-Hauptfahren für Berufsfahrer 2000 m (Ep. 100, 50, 30 Mk.): 1. Peter-Charlottenburg 3:334 Min., Kurzmeier-München, 3. Mündner-Charlottenburg
II. Niederrad-Vorgabefahren f.B. 1750 m, (Ep.60, 30, 20): 1. Althoff-Hamburg 2:30 Min., Scheuermann- Breslau (20 Vg.), 3.Conrad-Hannover (70 Vg.)
III. Prämienfahren f. B. 3000 m (50, 25, 15): 1. Krause-Berlin (17 P.), 2. Kurzmeier (16 P.), 3. Peter (14 P.)
IV. Zweisitzer-Vorgabefahren f. B. 1750 m (Ep.80, 40, 25): 1. Krause/Scheuermann, 2. Althoff-Conrad (40 Vg.), 3. Mündner/Peter (Malleute)
BA.,Nr.222, Mo., 22.9.1902: Im Sportpark fanden gestern Nachmittag Radwettfahrten statt, die vom Brandenburger Radfahrerverein „Vorwärts“ 1887 veranstaltet wurden und bei prächtigem Herbstwetter gut besucht waren. Trotz der Tatsache, dass es ja ein (reines) Amateurrennen war, waren doch viele interessante Momente zu beobachten. Es wurden reichlich Preise gestiftet, sodass fast jeder Fahrer bedacht werden konnte. Die Preisevertheilung fand im Anschluss an die Rennen abends im Saale des Sportparks statt.
Ergebnisse:
1. Erstfahren 1000 m (3Ep.) 1. Sengespeik 1:582 Min., 2. G. Koehler, 3. E. Kahlisch.
2. Gästefahren 2000 m (4 Ep.): 1. Tadewald-Rad-Club „Zugvogel“ Berlin in 4:441 Min., 2. Paul Schmidt-„Brandenburger Rad-Club“, 3. W. Mauerhof-Brandenburg, 4. Franz Rulf- Brandenburger Radrenn-Club „Echo“
3. Hauptfahren 2000 m (3 Eo.): 1. G. Schmidt 4:362 Min., J. Demohn, 3. F. Sengespeik
4. Tandemfahren 3000 m (2 Ep.): 1. J. Demohn/G. Schmidt in 5:31 Min., 2. F. Sengespeik/P. Quandt
5. Vorgabefahren 1750 m (3 Ep.): 1. E. Kahlisch (250 m Vg.) in 2:59 Min., 2. G. Schmidt v. Mal, 3. G. Koehler (200 Vg.)
6. 10 Kilometer-Fahren mit Schrittmacher (3 Ep.): 1. G. Schmidt 15 Min. 25 Sec., 2. Demohn, 3. G. Koehler
7. Tandemfahren für Schrittmacher 3000 m, (3 Ep.): 1. Rulf/Feuerherdt, 2. Richter/Kiesewetter, 3. Mauerhoff/Neudeck
1903
BA.,Nr.109, Mo.,11. Mai 1903: Offizielle Einweihung des Radfahrerweges nach Wilhelmsdorf: Am Mittag um 1 Uhr setzte sich der Festkorso von Radfahrern mit geschmückten Rädern am neustädtischen Markt in Bewegung. In dem imposanten Zug mit vielen Einzelfahrern hatten sich auch Mitglieder von vielen Radfahrer-Vereinen der Stadt und des Umlandes eingereiht: Brandenburger Radfahrer-Verein von 1884, Radfahrer-Verein „Vorwärts“, Radfahrer-Verein „Corona“, „Brennabor“ und Rad-Club 1899. Von außerhalb die Radfahrer-Vereine, aus Götz, Groß-Wusterwitz, Jeserig, Lehnin und Rathenow. Die Fahrt ging zunächst bis nach dem Neuen Krug und dann zurück zum Sportpark. Dort wurden alle Teilnehmer im Namen des Konsortiums durch den Direktor der Brennabor-Fahrradwerke, Herrn Ingenieur E. Louis begrüßt. Darauf folgte eine Ansprache des Herrn Geheimen Regierungsrates Oberbürgermeister Hammer. Er beglückwünschte die „Vereinigung für die Verbesserung der Radwege“ zu diesem erreichten Fortschritt in seinen Bemühungen. Anschließend wurde der Redner durch ein kräftiges dreimaliges „All Heil“ geehrt.
Danach folgte ein buntes Programm auf der Radrennbahn: zunächst ein Hindernisrennen, dann ein Damenrennen (Herren hatten sich zum Gaudium der Zuschauer als Damen verkleidet) und schließlich ein Rennen mit „untersetzten“ Rädern, welches viel Heiterkeit hervorrief und stürmischen Applaus bekam.
Zum Schluß fand noch für einige Stunden ein fröhlicher Kommers statt mit Reden und Gesängen. Ingenieur Louis gedachte der Geschichte der Vereinigung, die sich 1900 gegründet hatte. Etwa 5000 Besucher waren zu diesem Fest zusammen gekommen. Herr Tatatzky verlieh den Siegern und Plazierten der Wettbewerbe noch wertvolle Preise, so u.a. an die Herren Rulfs, Häuseler und Eimicke.
BA.,Nr.123,Do., den 28.Mai 1903: Ankündigung an den Anschlagssäulen der Stadt mit großen Lettern „Roble kommt“. Wer ist Robl, werden sich manche fragen? Es ist der Weltmeister und Gewinner vieler großer Rennen, wie: „Das goldene Rad von Friedenau“, einem 100 km Dauerrennen hinter Motorschrittmachern am 25. Mai 1902 und jetzt erst am 17. Mai 1903. Er ist vor kurzem von seinem Siegeszug durch den „5. Kontinent“, Australien, zurückgekehrt und nimmt am Dauerrennen über 10 und 50 km teil.
BA.,Nr.127, Mi.,3.6.1903: Die diesjährige Rennsaison wurde wieder am 2. Pfingstfeiertag durch ein großes Rennen der Herren- und Berufsfahrer im „Sportpark“ eröffnet. Von der Direktion des Sportparks wurden neben Weltmeister Robl-München, A. Görnemann-Berlin und der in Brandenburg wiederholt gestartete Schweizer Fritz Ryser verpflichtet. Es waren sehr spannende Rennen. Bei den Fliegerrennen mit vier Vorläufen und drei Zwischenläufen siegte im Endlauf sowohl über 2000 m, als auch im Vorgaberennen über 1750 m der Leipziger Walter Engelmann.Interessant waren die beiden Dauerrennen über 10 und 50 km. Robl, der tags zuvor auf der Rennbahn in Magdeburg schwer gestürzt war, kam stark bandagiert auf die Bahn gehinkt und wurde von den Betreuern auf sein Rad gesetzt und nach den Rennen wieder herunter gehoben. Doch sobald das Rennen gestartet war, fuhr er wie entfesselt und gewann so beide Rennen über 10 km in 11:46 Min.* und 50 km in 58:05 Min*. (*was beide Male einem Stundenmittel von 51 km/h entsprach) Die Eintrittspreise haben in diesem Jahr deutlich angezogen.
BA.,Nr.179, Mo.,3.8. 1903: Das zweite diesjährige Rennen im Sportpark fand am 2.8.1907 bei kühlem und regnerischem Wetter statt. Dennoch waren 3000 Besucher gekommen. Die Startzeiten der Rennen mußten wegen des starken Regens mehrfach verschoben werden, so dass die Veranstaltung bis nach 8 (20) Uhr dauerte. Die Rennen waren aber spannend. Bei den Fliegerrennen machte ein Tandempaar Tempo, damit nicht zu sehr gebummelt wurde vor den Sprints.
Ergebnisse:
1904
BA.,Nr.119, 24.5.1904: Radrennen im Sportpark: Mit dem Pfingstrennen wurde die diesjährige Radsportsaison wieder eröffnet. Eine große Zahl in- und ausländischer Berufsfahrer hatte sich angemeldet. Deshalb waren bei den meisten Rennen mehrere Verläufe notwendig. Beim Motorenrennen nahmen Maschinen von Brennabor, Corona und Excelsior teil. Der Brandenburger Steckert stürzt, überschlug sich mehrfach und flog auf die Zementbahn, ohne sich dabei ernsthaft zu verletzen. Die Rennen begannen um 4 Uhr und dauerten bis 7 Uhr. Besonders erfolgreich waren der Berliner Willi Bader und der Holländer J. Stol. Nach den Rennen traten die meisten Fahrer sofort die Bahnreise zu den nächsten Rennen in Berlin und Kopenhagen an und zeigen damit, welche zähe Natur sie besitzen. 3000 Zuschauer waren in den Sportpark gekommen.
Ergebnisse:
I. Hauptfahren 1000 m (3 Gp. 5 Vl.): 1. Bader-Berlin, 1:092 Min., J. Stol-Amsterdamm, ½ Rd. zur., 3. A. Conrad-Hannover 2 Rd.
II. Vorgabefahren 1750 m (3 Gp., 3 Vl.): 1. W. Bader (0 m Malmann), 2:214 Min., 2. J. Stol (20 m Vg.) 3. Möder-Frankfurt a. Main (80 m Vg.)
III. Zweisitzerfahren 2000m (3 Gp., k. Vl.): 1. Peter-Stol 2:331 Min., 2. Althoff-Conrad, 3. Krause-Möder
VI. Motorfahren 10000 m (3 Gp., 2 Vl). Über 5000 m: 1. Lauf: 1. O. Richter-Brandenburg 5:28 Min., 2. O. Deickert-Brandenburg 6:242 Min., 2. Lauf: 1. Max Streckert-Brandenburg 5:202 Min., 2. Karl-Müller-Berlin 5:40 Min., ausgeschieden Gustav Gräben-Brandenburg infolge Motorschadens, und auch Fritz Ruhle-Bitterfeld
Endlauf: 1. O. Richter (Excelsior) 10:584 Min., 2. K. Müller (Brennabor) ¾ Rd. zur., M. Strecker (Corona) nach der ersten Rd. gestürzt.
BA.,Nr.196, Mo., 22.8.1904: Das gestrige Radsportfest, vom Verein für Radfahrwege im Sportpark, anläßlich seines Jubiläums im Sportpark hatte u.a. folgende Resultate:
Tandemfahren 4000 m (12 Rd., 3 Ep.) Sieger das Paar Gräben/Kaupert (Vorwärts) in 6:16 Min., vor Leue/Wagner (Rad-Club) und Rulfs (Tourenfahrer-V.)-Schmidt (Vorwärts) (in Kopie)
1905
BA.,Nr.10., Mo., 1.5. 1905: Am. 30.4. war die Saisoneröffnung im Sportpark mit Radrennen von Berufsradsportlern mit 5 Wettbewerben
BA.,Nr.119, Mo.,22.5.1905: Berufsfahrer–Rennen im Sportpark vor 4000 Zuschauern. Die neue Direktion des Sportparks ist von Herrn Jurth auf die Herren Willy Lücke und Max Natho übergegangen, welche eine größere Zahl deutscher Rennbahnen in Pacht genommen haben. Gestern schien das Wetter noch schlecht zu werden, hat sich aber bis heute gebessert, sodass 4000 Zuschauer gekommen sind. Es regnet nicht, jedoch der Wind ist heftig und kalt. Der „Große Preis“ wurde vom „Afrikaneger“ Vendredi, dem Deutschen Walter Ebert aus Leipzig und dem Franzosen Blaú bestritten. Etwas eigenartig wirkten die Ledersturzhelme, welche die Dauerfahrer jetzt tragen müssen. Auch die Schrittmacher tragen diese Helme und dazu gepolsterte Lederjacken. Von 50 gemeldeten Fahrern kamen nur 25, weil das Wetter in ganz Deutschland schlecht war und manche glaubten, dass das Rennen ausfiele. Das Hauptfahren über 2000m gewann A. Conrad-Hannover. Hier waren Kläre im Vorlauf und Schadebrodt wegen Radschadens ausgeschieden. Den „Großen Preis“ im Dauerfahren hinter Motoren über 2 Läufe (10 und 30 km) gewann Vendredi. In allen der alle der sechs Wettkämpfe gingen die Siege an auswärtige Fahrer.
BA.,Nr.136, Di., 13.6.1905: Am Pfingstmontag wieder internationales Profi-Rennen im Sportpark vor 2500 Besuchern. Ergebnis:
1. Hauptfahren mit 2 Vorläufen. Geldpreise: (25, 15, 8 Mark für Platz 1-3) Über 5000 m der Endlauf: 1. Richard Kläre-Brandenburg in 10:53 Min., 2. Franz Rulfs-Brandenburg, 3. Albert Hitz, nicht platziert Schadebrodt. 2. Dauerrennen 2 Läufe über 10 u. 30 km: 1. Rottnick-Berlin, 2. Rulfs-Brandenburg, 3. Müller-Magdeburg.
BA.,Nr.183, Mo., 7.8.1905: Bis auf einen kleinen Unfall glatter verlauf der Rennen im Sportpark mit 1500 – 1600 Zuschauern. Das Wetter war bedrohlich schlecht. Bei den Rennen (Hauptfahren, Vorgabefahren, Tandemfahren, Dauerrennen hinter Motoren, Trostfahren) waren alles auswärtige Fahrer auf dem Podium.
1906
BA.,Nr. 129, 5.6.1906: Sportpark. Am 1. und 2. Pfingstfeiertage internationale Radrennen mit Dickentmann-Amsterdam, Hedspath-Amerika und weiteren Fahrern aus Ungarn, der Schweiz und Dänemark um das „Goldene Rad“ von Brandenburg. Beim „Kleinen Goldenen Rad“ und siegte G. Schadebrodt und wurde beim „Großen Dauerrennen“ am 2. Tage Dritter. (Kopie vom Rennbericht
BA.,Nr.136, 13.6.1906: Abendliches Dauerrennen im Sportpark wurden beide vom Amerikaner Hedspath gewonnen(Kopie)
BA.,Nr.194, 20.8.1906: Etwa 5000 Zuschauer säumten die Rennbahn im Sportpark, um sich sie spannenden Rennen mit starker nationaler und internationaler Konkurrenz anzuschauen. Bei den beiden Dauerrennen um den „Großen Havelpreis“ und „Gr. Ausstellungspreis“ wurde G. Schadebrodt einmal Zweiter und einmal Dritter. Baum abschließenden Motorradwettfahren über 5 km belegte er nochmals den 2: Platz.
(in Kopie)
1907
BA.,Nr.92, Mo.,20.4.1907: Die Radrennbahn im Sportpark ist an Herrn Ferdinand Fuhrmann, Halle a. Saale, verpachtet worden. Zum ständigen Training wurde der bekannte Dauerfahrer de Bruin verpflichtet. Derselbe trifft mit seinem 16pferdigen Schritt-machermotor im Laufe der Woche hier ein.
BA.,Nr.108, Frei., 10.5.07: Die Eröffnung der Brandenburger Radrenn-Saison fand gestern Nachmittag im „Sportpark“ bei sehr günstigem Wetter statt. Die Rennen mit einem zahlreichen Teilnehmerfeld wurde von 4000 Zuschauern mit großem Interesse verfolgt. In Mittelpunkt standen die Dauerrennen über einen Stunde. Drei namhafte Konkurrenten: der Belgier Vanderstuyst-Belgien, der Neger Vendredi-Amerika und der Holländer de Bruin. Der Belgier ging sofort in Führung und überrundete seine Gegner bald……Kopie
Ergebnisse:
BA.,Nr.206,3.9.1907: Der Weltmeister Th. Robl gewann auf Brennabor die Meisterschaft von Europa über 100 km Dauerrennen hinter Motorschrittmachern.
BA.,Nr.217,16.9.1907: Trotz des schon empfindlich kühlen Wetters war eine große Menschenmenge in den Sportpark geströmt. Es gab wieder schöne heiße Kämpfe, die nur durch drei leichte Stürze getrübt waren. Hauptattraktion war das Dauerrennen um den „Brandenburger Gold-Pokal“. Zwei Läufe über je ½ Std. kamen zum Austrag. Der Lokalmatador, Gustav Schadebrodt, kam im zweiten Lauf durch Motorschaden leider ins Hintertreffen. Dadurch war der Sieg für Hellmann aus Kopenhagen, der mit Bravour über den Zement lief, frei und den Goldpokal mit 367 Meter Vorsprung gewann. Ein Haufen junger Leute bedrängte nach Schluss des Rennens die Richtertribüne und wollte, dass der Gold-Pokal Schadebrodt zugesprochen werden sollte.
Ergebnis:
1908
BA.,Nr.116,Mo.,18.5.1908: Die ersten Radrennender Saison im Sportpark Trotz des sehr regnerischen Wetters kamen viele Zuschauer auf die Radrennbahn im Sportpark. Der Magnet war natürlich das Aufeinandertreffen des Münchner Fritz Hitzler auf den Brandenburger Lokalmatadoren Gustav Schadebrodt im Dauerrennen in Motorschrittmacher.
Ergebnisse:
Schadebrodt und Hitzler stürzten, fuhren aber weiter. In der 88. Rd. fiel Schadebrodts
Schrittmacher aus. Er fuhr dann ohne weiter. So siegte Hitzler in 58:20 Min. vor George‘ 1
Rd. Zurück und Schadebrodt 13 Rd. zurück.
BA.,Nr.139, Di. 16.6.1908: Sport* Frankfurt a. Oder 14 Juni: Der „Große Preis von Frankfurt a. Oder“, welcher in Gestalt von Dauerrenen über 10, 15 und 25 km zum Austrag gelangte, sah den Brandenburger G. Schadebrodt in allen drei Läufen als Sieger.
BA.,Nr.162, Mo.,13.7.1908: Radrennen im Sportpark* Eine große Menschenmenge verfolgte das gestrige Radrennen. Magnet war das Dauerrennen um das „Goldene Rad“. Sieger wurde trotz Sturzes und zweimaligen Radwechsels, Arthur Steffens – Berlin, der mit großer Bravour fuhr und seine Gegner mit Leichtigkeit schlug.
Ergebnisse:
Lauf: 1. Wolff-Berlin in 11:54 Min., 2. Lange-Erfurt, 3. Welz-Breslau
Lauf: 2. Wolff (2 Radwechsel) 35:37 Min., 2. Lange 5 Rd. zur., 3. Welz 8 Rd. zur.
Anschließend Wettfahren der Schrittmacher: 1. Eckardt, 2. Käser, 3. Häusler- Brandenburg,
BA.,Nr.197, Sa., 22.8.1908: Meldung über öffentliches Training der Dauerfahrer Hitzler, G. Schadebrodt und Steffen im Sportpark. Erwartet wird auch der Deutsche Meister, Julius Bettinger, aus Ludwigshafen.
Kopie geordert BA.,Nr.198, Mo., 24.8.1908 Radrennen in „Sportpark“ Das Hauptereignis der Radsaison, der „Große Preis von Brandenburg“, gelangte am gestrigen Sonntag zum Austrag. Der Wettergott war gnädig - alle Rennen konnten trocken unter Dach und Fach gebracht werden. Die Hauptattraktion, das 50 km Dauerrennen, brachte viele Zuschauer auf die Rennbahn. Sieger wurde der Lokalmatador, Gustav Schadebrodt. Unter hellem Jubel der begeisterten Zuschauer fuhr er seine Ehrenrunde. Er legte die lange Strecke in 53 Min. 2/5 Sek. zurück. Den bisherigen Rekord hielt der Neger Vendredi mit 55:58 Min.
BA.,Nr.20, 26.8.1908: Drei Meldungen über Siege auf Brennabor: Hildesheim-Straße, Paris, Warschau Bahn
Nr.206, 2.9.1908: 3 Meldungen Düsseldorf, Forst u. Treptow Siege auf Brennabor
BA.,Nr.216, Mo., 14.9.1908: Radrennen im Sportpark Jupiter Pluvius (Anm. Der Regnende)war gestern wieder ungezogen. Kurz vor dem Rennen ging ein Platzregen nieder. Der aus vollen Backen blasende Wind machte die nasse Bahn aber bald wieder trocken. Trotz kalter, unfreundlicher Witterung umsäumte eine große Menschenmasse das „Zement“. Zur Austragung kamen die Rennen um den „Großen Preis des Handels und der Industrie“. So gab es neben den Bar-Preisen gestiftete wertvolle Ehrenpreise. In den Dauerrennen spielte G. Schadebrodt, Sieger des Gr. Preise 1908, die erste Rolle und gewann mit großer Bravour alle Preise. Adam Bäumler mußte sich nach starkem Kampf geschlagen geben. Der Däne Hellmann, Sieger des Goldpokals im Vorjahr, hatte keine gute Form und fuhr eher spazieren.
Ergebnisse:
Excelsior-Preis über 20 km (Preise 200, 150, 100 Mark):1. Schadebrodt 21:47 Min., Hell-mann 26 Rd. Zurück gab das Rennen wegen Motorschaden auf
BA., Nr.246, Mo., 19.8.1908: Massensturz auf der Radrennbahn Die Rennen waren begleitet von schlechtem Wetter, weshalb nur 400 Besucher diesem Ereignis beiwohnen wollten. Das 100 km-Rennen (2 Läufe zu je 50 km) wurde auf 2x30 km verkürzt. Im zweiten Lauf kam es dann leider auch noch zu einem Massensturz, der jedoch zum Glück glimpflich ausging. Das Ergebnis lautete: 1. Hitzler-München, vor Schelling und Arndt. Das Rennen wurde dann abgeläutet.
Gleichen Ausgabe die Schlagzeile: Schadebrodt tödlich verunglückt
BA.,Nr.247, Di., 20.10.1908: Todesanzeige auf S.3, unter Lokales S.5 – Nachruf auf G. Schadebrodt, in Nr.248, Mittw.,21.1008 Bericht über Beerdigung, in Nr.250 die Danksagung der Familie
BA.,Nr.259, Di., 3.11.1908, wieder 4 Meldungen über Siege auf Brennabor-Rädern
1909
BA.,Nr.125,Di.,1.6.1909: Radrennen im Volkspark. Bei bestem Wetter Eröffnung der Radsport-Saison. Zahlreiches Publikum. Das 25 km Dauerrennen war offen für Fahrer der Brandenburger Rennfahrer-Vereinigung, von der 4 Fahrer antraten. Bei den Fliegerrennen dominierte der Sechstage-Fahrer Eugen Stabe.
Ergebnisse:
BA.,Nr.154, 5.7.1909: Radrennen in Sportpark: Eine große Anzahl von 3000 Zuschauern kam am Sonntag bei herrlichem Wetter auf die Radrennbahn und säumte das Oval. Unser sportliches Publikum will aber auch mal ein paar „Paradepferde“ im Felde sehen, denn die zum Teil unbekannten „Größen“ ziehen nicht recht, wenn auch schließlich unter diesen strebsamen Fahrern sich welche befinden, deren Stern erst im Aufgehen begriffen ist. Viel Sympathie wurde dem Schrittmacher Otto Schadebrodt von hier entgegengebracht, der Janke in schneidiger Weise führte. Spielend setzte sich Schadebrodt stets bei Beginn des Rennens an die Spitze.
Ergebnisse:
1909 war in Berlin ein schweres Unglück auf einer Radrennbahn (Friedenau?) bei einem Steher-Dauerrennen mit 6 Todesopfern, vor allem Zuschauer. Danach wurden zunächst bei Dauerrennen in Berlin nur Tandem-Schrittmacher erlaubt.
1910
Es brach wieder ein Konflikt zwischen VDR/BDR und UCI auf, der erst 1913 durch Einigung beendet wurde.
BA.,Nr.54, Sa., 5.3.1910: Morgen Fernfahrt Berlin-Brandenburg mit Ziel Radrennbahn im Sportpark, wo noch 50 Runden zu fahren sind. Der Einnahme-Überschuß soll der Witwe Schadebrodt in der Bäcker Str. 19, Mutter des in Treptow 1908 tödlich verunglückten Fahrers Gustav Schadebrodt ausgezahlt wer-den. Man hoffe wegen des wohltätigen Zweckes der Veranstaltung auf viele (zahlende) Zuschauer. Es werden sich bis zu 25-30 Fahrer beteiligen, u.a. der Weltrekordmann, Franz Hauptmann, einer der besten deutschen Radrennfahrer.
BA.,Nr.106, Mo., 9.5.1910: Meldung ein über 100 km-Rennen auf der Bahn, Profi gewannen auf Brennabor-Rädern.
BA.,Nr.141, Mo., 20.6.1910: Rennen gestern im Sportpark bei kühlem und stürmischem Wetter. Trotzdem 3000 Zuschauer. Es ereigneten sich mehrfach Massenstürze. Der ehemalige Bahnfahrer aus Brandenburg, Dornburg, fährt inzwischen eine Schrittmachermaschine und stürzte. Den kleinen Preis gewann Adam aus Brandenburg vor Pöggel aus Treptow. Bei den Profis gewann Paul Janke-Berlin hinter Schrittmacher O. Schadebrodt vor Erxleben. Weitere Resultate: Im Mannschafts-verfolgungsrennen über 10 km oder wenn vorher eingeholt wird, gewannen Gullmann/ Köpp aus Brandenburg vor Knape/ Redemsky aus Berlin.
Wieder Meldung – mehr als 200 erste Preise für Profis auf Brennabor-Rädern. Das Goldene Rad von Steglitz gewann F. Theile von Dickentmann (Holland) und Butler (England BA.,Nr.178, Di., 2.8.1910: Meldung von einem Mannschaftsrennen um einen „Brennabor-Pokal“ (Wanderpokal), der 3x gewonnen werden muß, um zu bleiben. Vorn alles Vereine aus Berlin, aber keiner zum 3. Mal gewonnen. Nr.183 wieder Siegermeldung auf Brennabor.
1911
BA.,Nr.135, Mo., 12. 6.1911: Radrennen im Sportpark: Vormittags Deutscher Rundflug über Brandenburg zog tausende Neugierige in seinen Bann.
Nachmittags die Rennen auf der Bahn im Sportpark mit den Weltmeistern Rütt und Arend waren der Clou. Etwa 5000 Zuschauer waren gekommen. Der Direktor des Sportparks, Lück, war sehr dankbar, dass das schöne Wetter der Veranstaltung seine Gunst erwies.
Resultate:
BA.,Nr.158, 8.7.1911: Sportpark- Beachten Sie das in den nächsten Tagen als Annonce erscheinende originelle Preisausschreibung über die nächsten großen Radrennen als:
Großes und kleines goldenes Rad von Brandenburg an der Havel
BA.,Nr.183, 7.8.1911: Radrennen im Sportpark: Die Radrennen auf der Bahn im Sportpark unter der Leitung von Director Willy Lücke bewiesen wieder die alte „Zugkraft“, denn es kamen 4000 Besucher. Vor dem Rennen schien es, als würde ein Gewitter mit viel Regen aufziehen. Doch dann hellte es bald wieder auf und die Sonne glühte erbarmungslos, wie schon seit Wochen, auf das schmachtende Erdreich. Besonders bei den Dauerrennen wurden interessante Rennen geboten.
Zum Dank für die 1911 veranstalteten Rennen überreichte Herr Gustav Gräben dem Leiter und Veranstalter der Rennen, Herrn Willy Lücke, mit einer kleinen Ansprache einen Lorbeerkranz.
Der Engländer Hall lieferte bei den Dauerrennen über 1 Stunde um das „Goldenen Rad“ von Brandenburg tolle Kämpfe. Leider kam es nach 52 Min. Fahrzeit zu einem Massensturz. Der Magdeburger Schenke wurde besinnungslos aus der Bahn getragen, ebenfalls sein Schrittmacher Jungnickel. Das Rennen wurde dann abgebrochen und Hall zum Sieger erklärt.
Das Excelsior-rad gewann der Lehrling Hans Blume mit der Nr. 317 im Programmheft und fuhr eine Ehrenrunde darauf.
In zwei kleinen Dauerrennen lieferte der Brandenburger Kaupert einen guten Sport, hatte dann aber Defekt mußte das Rad wechseln und geriet dadurch ins Hintertreffen.
Resultate:
1912
BA.,Nr.79, Di., 2.4.1912: Zu den Rennen im Sportpark wird uns von der Direktion mitgeteilt: Von vielen Seiten wird die Ansicht vertreten, daß in dem Rennen, betitelt als „Der erste Schritt“, auch Rennfahrer teilnehmen. Das ist nicht der Fall. Das Rennen soll lediglich dazu dienen, festzustellen, wer der beste Radfahrer von Brandenburg ist. Es werden nur junge Leute zugelassen, welche noch nie auf der Radrennbahn ein Rennen bestritten haben. Das „Gewinn-Rad“, eine Corona - Bahnrennmaschine, ist ausgestellt im Zigarrengeschäft Neumann, Hauptstraße, Ecke Steinstraße. Auch besteht vielfach die Ansicht, daß sämtliche Fahrer in einem Lauf fahren und hierdurch das Rennen sehr gefährlich sei. Es wird nur in mehreren Vorläufen von 6 – 7 Fahrern gestartet und durch den Endlauf der Sieger festgestellt.
Auch Nr. 82, Annonce: Rennen im Sportpark
BA.,Nr.83, Di., 9.4.1912: Rennen im Sportpark: Am 1. Ostertag fanden die angekündigten Rennen, trotz des regendrohenden Wetters unter Leitung des Direktors Willy Lücke statt. Sie wurden flott abgewickelt. Besonders interessant war das Rennen, „Der Erst Start“, wozu sich 40 Fahrer gemeldet hatten. Nach mehreren harten Vor- und Hoffnungsläufen, konnte Herr Fischer, Mitglied des hiesigen Radfahrer-Vereins „Sturmvogel“, den Preis erringen. Freudestrahlend nahm er den Preis in Form einer neuen Bahnrennmaschine in Empfang. Er konnte den Preis nur um Reifenstärke gewinnen, da der Zweite des Endlaufes, Schulz- Rathenow, ebenfalls ganz vorzüglich fuhr.
In den Dauerrennen siegte, wie vorauszusehen war, Steffen-Berlin. Jedoch fand er in dem außer Konkurrenz gestarteten Dauerfahrer Quadv(f)asel-Rathenow einen beachtlichen Gegner. Der Holländer van Lyck-Rotterdam erfüllte nicht die Erwartungen. Er hatte unter Schwäche zu leiden, bis er kurz vor Schluß bei der 55. Runde stürzte. Wille-Brandenburg scheint noch zu wenig trainiert zu haben. Die Motorrennen brachten nochmals interessante und aufregende Anblicke, so daß man glaubte, ein großer Sturz sei unvermeidlich.
Resultate:
BA.,Nr.127, 1.6.1912: Sport: Die letzten Radrennen im Sportpark zu Brandenburg hatten trotz der kalten und stürmischen Witterung an beiden Tagen ihre Anziehungskraft nicht verfehlt, denn ca. 7 – 8000 waren Zeuge der sehr interessanten Kämpfe auf der Bahn. Das Programm wurde von dem Veranstalter, Herrn Willy Lücke, in gewohnter Weise geleitet. Die Fliegerrennen, besonders die hier lange nicht gefahrenen Tandemrennen, brachten schönen Kämpfe und wurden sehr flott gefahren. Einige Stürze verliefen dabei ohne ernsthafte Folgen. In den Dauerrennen hinter kleinen Motoren war O. Köpp-Brandenburg, den anderen Fahrern dank seiner guten Führung weit überlegen, und gewann sowohl das „Kleine goldenen Rad“, sowie den „Kleinen Pfingstpreis“. Mit großem Interesse wurde das Dauerrennen hinter großen Motoren verfolgt; die Direktion hatte wieder gute Fahrer engagiert. Die Führungsmotoren wurden von gutführenden Schrittmachern bedient. Am 1. Pfingsttag wurden die großen Dauerrennen von Adam Bäumler-München zwar gewonnen, wurde aber von dem ganz brillant fahrenden Quadfasel ständig bedrängt. Leider konnte der Rathenower nicht den zweiten Platz belegen, da er durch den Schrittmacher des Siegers am Vorbeifahren gehindert wurde. Am zweiten Pfingsttag, wo das „Große goldenen Rad“ zum Austrag kam, waren die Dauerrennen noch weit interessanter. Das Tempo wurde noch stärker, so daß oft vier Motoren und Fahrern im 60-Kilometer-Tempo in einer Kurve lagen. Quadfasel mit seinem ganz vorzüglich führenden Schrittmacher Knabbach-Rathenow, machte sich an die Verfolgung. Nach ca. 6 Kilometer lagen wiederrum 3 Fahrer in der Kurve nach Wilhelmsdorf. Ausgangs dieser Kurve wurde Quadfasel zu sehr an die Umzäunung gedrängt und machte einen gefährlich aussehenden Sturz, so daß der nachfolgende Fahrer mit knapper Not vorbeifahren konnte, sonst wäre vielleicht das Unglück noch viel größer gewesen. Leichenblaß wie ein Toter wurde er auf einer Tragbahre zur Sanitätskabine getragen, wo außer schweren Abschürfungen an Beinen und Händen noch eine Handverstauchung festgestellt wurde. Das Dauerrennen wurde abgeläutet und noch einige Flieger- und Tandemrennen abgehalten. Als nach einer halben Stunde zum Start um das „Große goldene Rad“ geläutet wurde, war das Publikum erstaunt, als der an Händen und Beinen verbundenen, von zwei Herren gestützte Quadfasel am Start erschien. Trotz Abraten des Herrn Dr. Stephan, welcher den schwer gestürzten Fahrer behandelt hatte, wollte dieser auf jeden Fall mitfahren. Das Renne begann, und das Publikum war erstaunt, mit welcher Energie und Zähigkeit Quadfasel seine Gegner Runde um Runde überholte, so daß ihn niemand Widerstand leisten konnte. Vom Publikum aufs äußerste angefeuert, konnte er nach 150 Runden langer scharfer Fahrt als sicherer Sieger das Band passieren. In dem Motorenrennen siegte Adam-Brandenburg.
BA.,Nr.182, Mo., 5.8.1912: Radrennen im Sportpark: Zu den gestrigen Radrennen im Sportpark, die unter der Leitung des Herrn Lücke standen, fanden sich etwa 4 bis 5000 Zuschauer ein. Das Wetter war prächtig, und das überaus reichliche Programm fand erst nach 8 Uhr sein Ende. Bei den Fliegerrennen dominierte Stabe-Berlin, der sich Kudela-Wien und Tadewald-Berlin überlegen zeigte. Der bekannte Dauerfahrer Hermann Pzyrembel-Berlin wurde durch Kurt Riesner-Berlin vertreten. Sein Gegner waren Nowack-Wien, Quadfasel-Rathenow und A. Schulze-Zehlendorf. Die vier Fahrer zeigten sich sportlich fast ebenbürtig. Quadfasel hatte im Dauerrennen nach 30 km Motorschaden und mußte aufgeben. Nowack erlitt einen schweren Sturz, der durch den Helm etwas abgemildert wurde. Er mußte bewußtlos aus der Bahn getragen werden und benötigte nachdem er von Herr Dr. Stephan untersuchte und behandelte wurde noch längere Zeit, bis er das Bewußtsein wieder erlangte. Der Leiter der Unfallstation für erste Hilfe, Herr Fedor Schmitt und Mitglieder der Sanitätskolonne, bemühten sich weiter um den Verletzen. Er hatte außer einer Fleischwunde am Kopf und starken Hautabschürfungen, keine erheblichen schweren Verletzungen erlitten. Nowack konnte später sein Quartier aufsuchen. Riesner gewann schließlich nach brisantem Rennen den Endkampf knapp vor Quadfasel.
Resultate:
BA.,Nr.224, Mo., 23.9.1912: Radrennen im Sportpark: Gestern fanden die letzten Radrennen im Sportpark in dieser Saison statt. Sie erfreuten sich wieder eines starken Zuschauerzuspruchs der Radsportfreunde. Es kamen über 4000 Zuschauer zu diesem Ereignis, Herr Direktor Lücke hatte wieder für eine reichliche Ausgestaltung des Programmes gesorgt. Bei günstigem Wetter konnten die Rennen glatt erledigt werden. Es gab nur ein paar leichte Stürze. In den Fliegerrennen dominierten die Berliner Fahrer, doch auch einige Brandenburger zeigten, daß sie bei fleißiger Übung später noch mehr leisten werden. In den Dauerrennen Klasse A standen sich mit Schulze und Rosenlöcher ebenbürtige Fahrer gegenüber. Die Klasse B der Dauerfahrer sah einen Brandenburger, Otto Köpp, in Front, der sich siegreich gegen den ebenfalls als guter zu wertenden Berliner Pietsch behauptete. Wilke-Brandenburg bringt es bei fleißigem Training sicherlich noch zu etwas. Schallwig-Berlin trat nicht in Aktion.
Resultate:
1913
BA.,Nr.105,7.5.1913: Annonce über Rennen im Sportpark als Kopie
BA.,Nr.10, 13.5.1913: Die Radrennen im Sportpark nahmen an beiden Pfingsttagen einen befriedigenden Verlauf. Einige recht fürchterlich aussehende Stürze verliefen glücklicher-weise ohne nennenswerte Folgen; ansonsten wickelten sich die Rennen glatt ab. Leider ließ der Besuch an beiden Tagen zu wünschen übrig, was sich wohl zu großen Teilen durch das Fehlen des vorhandenen Restaurationsbetriebes erklärt. Der Ausschank erfolgte an „fliegenden Büfetts“. Es besteht begründete Aussicht, daß an der Stelle des niedergebrannten Restaurationsgeländes ein entsprechender Neubau entsteht. Über den Verlauf des Rennens und die Resultate wird in der morgigen Ausgabe berichtet.- (Keinen weiteren Bericht gefunden!)
BA.,Nr.198, 25.8.1913: Die Radrennen im Sportpark hatten trotz der Volksfestveranstaltung auf dem Görden noch eine große Zahl Sportsfreunde angelockt. Die Rennen boten interessante Kämpfe. Der Brandenburger Köpp ging bei sämtlichen Dauerrennen stete mit der Soitze ab, konnte aber seine Position späterhin nicht behaupten. Brummert-Magdeburg und Bardoni-Italien kämpften hart um den Sieg, schließlich fiel dieser an Brummert in zwei Dauerrennen. Bardoni erlitt nach jedem Angriff auf Brummert Kettenschaden. Im „Goldenen Rad“ fuhr Bardoni auf einer geliehenen Rennmaschine. Wiederum entwickelte sich ein heißer Kampf. Dann erlitt Brummert einen Schwächeanfall und unter dem Beifall der Zuschauer setzte sich Bardoni an die Spitze und gewann das „Goldenen Rad“. Die Resultate sin kurz folgende:
Havelpreis (20 km): 1. Brummert in 23:22 Min., 2. Bardoni 50 m zurück, 3. Köpp 1 Rd. zur.
Goldenen Rad (50 km): 1. Bardoni in 55:45 Min., 2. Brummert (3/4 Rg. zur.), 3. Köpp 3 Rd. zur.
Fliegerrennen war Stucki-Mötzow Sieger. Am Schluß fand die mit Spannung erwartete Radverlosung statt. Es wurde von dem Italiener Bardoni zuerst die Nr. 731 gezogen. Dabei stellte sich heraus, daß diese Nummer gar nicht verkauft war. Darauf zog der Italiener nochmals, und zwar die umgedrehte Nr. 137, jedenfalls ein interessanter Zufall. Glücklicher Gewinner war Herr Lehrer Lehmann.
1914
BA.,Nr.57,Mo. 9.3.1914: Sport: Vom Berliner Sechstagerennen: Am Sonnabend erschien der Kronprinz, begleitet von zwei Adjudanten, gegen 10 Uhr abends im Sportpalast und wohnte dem Rennen längere Zeit bei. Er setzte zwei goldenen Zigarettenetuis und zwei Paar goldene Manschettenknöpfe als Preis aus, die Mac Namara und Morau erhielten. Sonntag um 12 Uhr nachts war der Stand des Rennens folgender: 1. Lorenz-Saldow, 2. Rütt-Stellbrink, Morau-Poot, Brocco-Poulain, 3. Stol-Miguel, Aberger-Techmer, 1 Rd. zur. Fogler-Mac Namara, Stabe-Packebusch, Ehler-Tadewald, 3 Rd. zur. Pawke-Marx, Huschke-Weise, 4 Rd. zur. Vuysse-Debaets--nach 144 Std. waren 4197,368 km gefahren
1921
BA.,Nr.128, 4.6.21 Annonce, Radrennbahn, Weltmeister Willy Arend startet Sonntag, 12. Juni im Fliegermatch gegen Tadewald, Häusler und Wegener
BA.,Nr.135, 13.6.1921: Radrennen im Sportpark musste wegen des starken Regens ausfallen, am Dienstag nachgeholt
1922
Nr.171, 25.7.1922 (Kopie)
1. Ankündigung nächste Rennen am 30. Juli im Sportpark. Paul Adam wird starten. Leider ist ein starker Zuschauerrückgang zu verzeichnen im Vergleich mit der Vorkriegszeit- damals bis 6000 und jetzt nur noch 1500 pro Renntag
Schon vor dem 1. Weltkrieg wurde der attraktive Pavillon im Sportpark ein Raub der Flammen. Radrennen wurde bis Ende der 20er Jahre noch veranstaltet. Durch die nahen Flüsse Havel und Plane war der Untergrund sehr feucht, sodass die Rennbahn nach und nach absackte. Rennen waren dann nicht mehr möglich. Hinter dem Silokanal, nördlich von Brandenburg, auf dem Gelände des Sportvereins Havel 08, dort wo sich heute der Lok-Sportplatz befindet, wurde inzwischen eine Schlackenpiste errichtet, auf welcher die Pedalritter der Stadt Brandenburg ihre Kreise ziehen konnten. Vom einstigen Sportpark ist heute nichts mehr zu sehen. Auf ihm befinden sich zum größten Teil Kleingärten.
Die Schlacken- Bahn wurde bis 1951 befahren und dann vom Beton-Oval auf dem Werner - Seelenbinder-Sportplatz an der Brielower Straße abgelöst. Viele Jahre wurden auch dort ausgezeichnet besetzte und spannende Rennen ausgetragen bis Ende der 50er Jahre. Die letzten Lokalmatadore hießen Erwin Rüdiger und Erich Peter. Parallel zum danach einsetzenden spitzensportlichen Niedergang des Bahnradsports in Brandenburg setzte auch der Verfall dieser Bahn ein. Sie wurde zunächst teilweise und schließlich 1984 ganz abgetragen (nach Kurt Wilhelm).
In der DDR wurde der Leistungssport seit Mitte der 50ger Jahre in Sportclubs konzen- triert, die sich für den Radsport der Region Brandenburg in Berlin und später Leipzig bzw. Frankfurt/Oder befanden!
Eine große Freifläche neben dem Fußballfeld vom BSC 05 lässt noch die Lage der Bahn erahnen.
Wenn man vom Stadtteil Nord kommend einen Blick auf das Gelände wirft, passiert man einen sonst schmucklosen Bau einer Trafo-Station. Ein Graffitikünstler hat an allen vier Seiten wunderschöne Szenen gesprüht, die an die kurzen, goldenen Zeiten dieser Rad- rennbahn erinnern. Bei etwas Phantasie hört man noch das Knattern der Schrittmacher- maschinen und die Anfeuerungsrufe aus tausenden Kehlen des Publikums: E.......rwin, E......rich“. (Quellen: Brandenburger Anzeiger ab 1880, Kreschel/Mertink, Brennabor-Werke, eine Bilddokumentation 1995, Bauer, Grasow u. Kohnke, in „Die Reihe Archivbilder Brandenburg an der Havel 2000“).