Die weitere Entwicklung

Vom "Stahlross" zum Stahlfahrrad und vom "Velocipeden-Reitclub" zum Radfahrer-Sportverein.

Die Bezeichnungen der Akteure und Gerätschaften wurden zunächst aus dem Bereich der Fortbewegung zu Pferde entlehnt. Aus dem Stahlroß mit zwei Rädern, welches man noch ritt, wurde erst nach und nach das Fahrrad, welches man fuhr. Folgerichtig war man auch zunächst in einem "Velocipeden- Reitclub" organisiert. Auch die ersten Autos wurden später zunächst Motordroschken in Anlehnung an die Pferdedroschke (Kutschwagen) genannt. 1885 einigten sich die deutschen Radfahrer-Vereine auf den einheitlichen Sprachgebrauch rund um das Radfahren. Die Anglizismen, die sich diesbezüglich in Deut-schland verfestigt hatten, wurden  durch deutsche Wörter ersetzt. So wurden aus dem "Bicycle" das Fahrrad, dem "Bicyclist " der Rad-fahrer,  und als Verb benutzte man nun  statt  "bicyceln"  radfahren.

Titelbild: Der Radsportler Nr.22, 1968

Nachdem nun das erste große Rennen 1868 in Frankreich erfolgreich absolviert war, wurde die Entwicklung der Fahrräder  weiter enorm beschleunigt. Im August des gleichen Jahres entwickelte ein fran-zösischer Uhrmacher ein Dreirad mit frei laufendem Zahnkranz und zwei Geschwin-digkeiten. Schon im November 1868! fand im Park Bordelais in Paris das erste Damenrennen statt. Ab April 1869 werden in Deutschland sogenannte "Velocipeden -Reitclubs" gegründet: Zunächst in Altona/Elbe  am 17.4.1869 der Eims-büttler Velocipeden-Club, der schon am 10.9.1869 sein erstes Radrennen mit Teilnehmern aus Frankreich, Dänemark und England veranstaltete (Wikipedia). Danach folgten solche Clubs in München, Magdeburg und Berlin. In München wurde die erste "Velocipeden - Rennbahn"  Deutschlands gebaut. Das erste Landstraßenrennen im September wurde von Paris nach Rouen ausgetragen: Sieger James Moore, England. Er stellt 1875 auch den ersten Hochradweltrekord mit 2:55 Min. über eine englische Meile. 1880 konstruierte der Engländer Starley ein "Niederrad" (Rover = Wanderer) mit Kettenübertragung zum Hinterrad. Die erste "Velo-cipeden - Wettfahrt" in Berlin fand am 7.8.1881 statt. 1884 wird ein Verein für Velocipeden-Wettfahren in Berlin  und in Leipzig  am 17.8.1884 der "Deutsche Radfahrer - Bund" gegründet. 1885 erfolgte in Berlin die Eröffnung einer Radrennbahn.  Im Jahr darauf wird in München die "Allgemeine Deutsche Radfahrer-Union" ge-gründet.

1888 erhält der Belfaster Tierarzt, John Boyd Dunlop, das Patent für einen mit Luft gefüllten  Fahrradreifen. 1890 verdrängt der luftge-füllte Gummireifen alle anderen Reifenkonstruktionen.

1891 werden die ersten großen Klassikerrennen begründet: Bordeaux - Paris (572 km in 26:34 Std, 26 km/h!), Paris-Brest-Paris über 1200 km in 71 Std. Der Pariser Amateur, Henri Desgranges, fährt 1893 in einer Stunde 35,325 km ohne Schrittmacher. Der Münchner Amateur, Josef Fischer, unterbietet im Straßenrennen Wien - Berlin die durch Reiter 1892 aufgestellte Bestzeit auf dieser Strecke um 40 Min.

In Chicago fand die erste  international anerkannte Rad-Weltmeis-terschaft  1893  statt. 1896 nahmen Radsportler an den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen teil.

Am 14. April 1900 wurde die UCI  (Union Cycliste Internationale) als Weltverband gegründet.

 

Quelle: Der Radsportler Nr.22, 1968

 

Es folgen noch ein paar Dokumente aus alten Zeitungen zu diesem Thema

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© Dr. med. Fritz Baars