Deutsche Radsport-Zeitschriften:

  • Am 1. August 1881 wurde die erste "deutsche" Radsport-zeitschrift „Das Velociped“ vom Engländer T.H. Walker herausgegeben.(Wikipedia)
  • Am 17.8.1884, nach Gründung des Deutschen Rad-fahrer-Bundes (DRB) in Leipzig, wurde diese Zeitschrift dann in „Der Radfahrer“ umbenannt und gleichzeitig Verbandsorgan des D.R.-B. Man wollte damit infolge des gestiegenen Nationalbewussstseins nach Gründung des Deutschen Kaiserreiches auf Beschluss des Vorstandes den Gebrauch unnötiger  Anglizismen im Verbandsleben vermeiden.
  • Im Laufe der Jahre gab es in Deutschland noch weitere Zeitungen, welche sich mit Radfahren und Radsport beschäftigten, wie z.B. "Stahlrad" und "Radwelt"
  • Von 1933 - 45 wurde das Verbandsorgan "Bundeszeitung" in der "Der Deutsche Radfahrer" umbenannt.

Als Vorläufer der DDR-Radsportzeitungen erschien ab 1947 in der damaligen Vier-Sektoren-Stadt Berlin das achtseitige Nachkriegs-Fachblatt im Expreß -Verlag, Mohrenstraße 36/37,  als "Illustrierter Radsport-Express".  Herausgegeben wurde das dünne, auf "Notpapier" gedruckte Heftchen, von der Kommis-sion für Berufsradsport und der Hauptsparte Radsport. In ihm wurde noch der gesamtdeutsche Radsport in den vier Besat-zungszonen abgebildet, wobei zunächst der dem Broterwerb dienende "Profiradsport" dominierte, da nach der Kapitulation 1945 zunächst alle Amateur-Sportvereine, so auch die im Radsport, verboten worden waren.  Nach Gründung der beiden deutschen Teilstaaten, BRD und DDR 1949, divergierten viele Lebensbereiche infolge der verschiedenen politischen Zugehörig-keiten schnell in Ost und West, so auch der Radsport. Als verantwortlicher Redakteur wird 1950 Heino Schmidtchen genannt. Man hatte zu dieser Zeit das Heft bereits im Inhalt um den Motorsport "Illustrierter Radsport-Express mit Motor-sport" erweitert.

Der Berufsradsport wurde in der jungen DDR zwar nicht verboten, und es gab in Halle/Saale 1950 noch die "Berufs-Radsport-Kommission in der DDR", jedoch wurde  ihm  nach und nach die materielle Basis entzogen, sodass schließlich die letzten verbliebenen "Profis" im Osten sich reamateurisieren ließen und sich neue Betätigungsfelder und damit Einnahme-quellen erschlossen, wie z.B.: Erich "Ete" Zawadski, der noch  lange als Schrittmacher fungierte. Viele andere wurden hauptamt-liche Übungsleiter, Trainer und sonstige Funktionäre im sich schnell etablierenden sozialistischen Sportbetrieb der DDR.

Nach Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 erschien am 6. Juli 1950 auf 16 Seiten bereits das erste Heft "Illustrierter Radrennsport" in der Sportverlag GmbH, Berlin Neustäd-tische Kirchstr. 15. Unter Leitung des Chefredakteurs, Karl Wagner,  wurde ein sehr gut strukturiertes und informatives Blatt mit oft spannenden, qualitativ guten Fotos, für den Kauf-preis von nur 30 Pfg. geschaffen! 

Ab März 1951 fusionierte man in dieser Zeitung erneut mit dem Rad- mit dem Motorsport, eine offenbar nicht gut durch-dachte Entscheidung und benannte sie nun um in "Illustrierter Radsport und Motorrennsport", der am 22. 3., ab Heft 12, erschien. 

Ob die Nähe des 1905 in Hamburg geborenen und 2003 in Schleiz gestorbenen vormaligen Autorennen-Werksfahrer bei MERCEDES, Manfred von Brauchitsch ausschlaggebend war, der sich demontrativ mit Walter Ulbricht  traf, könnte man vermuten. Brauchitsch hatte von 1940 - 45 hohe nationalsozialistische Funktionen im Reichskriegsministerium unter Albert Speer inne und stand im Range eines Sturmführers. Er lebte kurzzeitig in Argentinien und am Starnberger See. Nach seinem politischen Sinneswandel und wegen seiner Aktivitäten im "Westdeutschen Komitee für die Einheit und Freiheit des deutschen Sports" wurde er vom Staatsschutz beobachtet, angeklagt und für 8 Monate inhaftiert. Er siedelte später in die DDR über und machte Karriere im sozialistischen Sportbetrieb. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_von_Brauchitsch

In den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war dieser Trend entstanden, als viele solvente  ältere „bürgerliche" Rad-sportler auf die sich zunehmend verbesserten „Motor-Zwei-räder", aus denen dann die "echten" Motorräder hervorgingen, „umsattelten". Auch die Fahrradfirmen, in Brandenburg/ Havel,  Brennabor, Excelsior  u.a., nahmen diese Fahrzeuge in ihr Produktionssortiment mit auf. Als „sportliche Veranstal-tungen" mit diesen neuen Maschinen wurden u.a. Lang-strecken-Zuverlässigkeitsfahrten mit Zeitkontrollposten veranstaltet, z.B. Frankfurt a. Main – Berlin, an deren Organisation vor allem die damit vertrauten Radfahrer-Vereine beteiligt waren. Bei Bahnrennen der Berufsfahrer gab es häufig nach den Rennen der Dauerfahrer-Gespanne extra Rennen, nur für die Schrittmachermotoren über 10 bis 20 km, die  sicher durch ihre optische Waghalsigkeit und das laute "Geknatter"  akustisch viel Aufmerksamkeit, insbesondere bei jungen Männern,  fanden.           

Doch diese "ungleiche Ehe" hielt in den fünfziger Jahren auch nicht lange! Die beiden Sportarten hatten sich wohl doch emotional zu weit auseinandergelebt, da ein echter Motorrad-fahrer nicht mühsam "treten", sondern bestenfalls seine Ma-schine mit "Kickstarter antreten" will, und andererseits ein echter Radsportler lieber seine gut trainierten Beine einsetzt und nicht am "Gashahn" spielt, um sein Gefährt zu beschleunigen! Man trennte sich also bald wieder, und so folgte ab 1.Februar 1952 eine erneute Umbenennung in "Illustrierter Radsport" mit dem Heftpreis von 40 Pfg.  

Sinngemäß hatte man  offenbar Albert Einsteins Definition von Wahnsinn vergessen, dass man hofft, obwohl man immer wieder das Gleiche tut, dabei ein anderes (besseres) Ergebnis heraus kommt!

 

Chefredakteur wurde der junge Adolf Klimanschewski, der aus Halle an der Saale stammente und im DDR-Radsportjourna-lismus zur Legende wurde, hatte er doch in Fredy Budzinski ein leuchtendes Vorbild! 1952 erschienen 22 hochinteressante 10seitige gut bebilderte Hefte. Leider verstarb er viel zu früh 1976 im Alter von nur 57 Jahren.

Am 23. April 1953 wird mit Nr. 9 das letzte Heft dieser Serie herausgegeben. Der Grund dafür ist mit unbekannt. In einer gebundenen Sammlung folgte ein 32seitiges illustriertes Heft vorwiegend mit Bildern und knappem Text zu den Fotos über die Internationale Friedensfahrt.

Am 3. November 1953 erscheint dann als Nr.1, im I. Jahrgang, "Die Radsport-Woche" mit schlichten großen weißen Lettern auf rotem Grund. Ab Nr. 2 fiel  das stempelartige "Die"  weg und übrig blieb nur noch die "Radsport-Woche". Die Druckqualität der sonst interessanten Seiten ließ zunächst zu wünschen übrig, verbesserte sich aber zunehmend. Leitender Redakteur wurde Hans-Joachim Mümelt. Bis zum 30. Dezember 1953 erschie-nen davon 9 Ausgaben. Werner Scharch, der damalige Präsident der Sektion Radsport der DDR schrieb in der ersten Ausgabe ein salbungsvolles "sozialistisches" Geleitwort. Der be-kannte Radrennfahrer,  Günter Oldenburg, freute sich in einer Leserzuschrift, dass nach einem halben Jahr "Radsport-Zeitungspause" endlich eine neues Fachblatt für nach, wie vor, 40 Pfg. gekauft werden kann.

Dann erfolgte am 9. März 1954 mit Nr.10 die nächste optische Verwandlung. Der etwas biedere Anblick der Titelseite wurde moderner, weil windschnittiger durch Buchstaben, die sich offenbar schräg mit hoher Geschwindigkeit gegen den Wind legten, eine schöne Metapher zum schnittigen Radsport. Es gab nun 52 Ausgaben pro Jahr und wurde dadurch viel aktueller.

Ab Januar 1961 erhielt die Zeitung unter Beibehaltung des Namens wieder ein eher schlichtes Aussehen und wurde dann zum "Schrecken" der DDR-Radsportler Mitte 1962 aus Papiermangel eingestellt.

"Zusammenlegung gleichartiger Presseerzeugnisse" war die lapidare offizielle Mitteilung!

Doch, wie sagt das Sprichwort: "Tot geglaubte, leben länger"! Nach der Ausgabe Nr.31 im Juli 1962  mutierte unsere  Rad-sportzeitung zum "Der Radsportler", ein Heftchen mit anfangs nur vier Blättern. Von diesem erschienen dann eine "Ausgust- Sonderausgabe"  und   danach  für   den  Rest     des  Jahres zwei dünne  Mitteilungsblätter  pro Monat. Daraus  entwickelte sich  ab 1963 wieder eine richtige Zeitung. Auch  "Der Radsportler"   wurde in   Aussehen  und  Format  noch  einigen   Änderungen unterzogen. Der größte optische und praktische Missgriff war m.E. die Umstellung auf das unhandliche Faltblatt ab 1972. Man konnte es in öffentlichen Verkehrsmitteln kaum lesen, und für gebundene Archivierung war das Format ungeeignet. Anfang der 80er kehrte die Vernunft zurück, und es gab wieder, zwar nur einfarbig s/w, was etwas trist wirkte, einen gut lesbaren "Radsportler". Dieser hat dann mit nur marginalen Änderungen im Schriftbild bis zum Anfang des  Endes der DDR, welcher  im zweiten Halbjahr 1989 spürbar begann, durchge-halten.

Wie alle gesellschaftlichen Bereiche der DDR, wurde in diesen politisch "stürmischen" Monaten auch die Organisationsstruktur im DRSV davon ergriffen. Im Vorstand hatten sich durch Neuwahlen deutliche personelle Veränderungen ergeben, worauf  insbesondere die radsportlichen Protagonisten der sächsischen Bezirke, Chemnitz/ (Karl-Marx-Stadt), Leipzig und Dresden gedrängt hatten. Danach schien  der Weg frei geworden zu sein für die intensive Kontaktaufnahme und wirtschaftliche Verflech-tung mit der BRD.

"Der (letzte) Radsportler", achtseitig im schlichten s/w DDR-Design mit der Nr. 26/90 erschien am 5. Juni des Jahres. Herausgeber war noch der DRSV  der DDR mit Sitz in der Storkower Str. 118, Berlin 1055 mit dem verantwortlichen Redakteur Werner Ruttkus aus Wünsdorf.

"Der (neue) Radsportler", als illustriertes Fachblatt, (immer noch) offizielles Organ des DRSV kam am 5. Juli 1990 nach der Währungsunion als Nr. 27 mit 32 S. heraus zum Preis 2 DM. Herausgegeben wurde er nun vom Deutschen Sportverlag Kurt Stoof GmbH, & Vo. in Köln. Chefredakteur war Christian Schrange und verantwortlicher Redakteur für die DDR: Werner Ruttkus. Die Titelseite war natürlich spektakulärer aufgemacht und in teils roter Farbe gehalten, wie es bereits in den 50ern und 60ern üblich war. Bis auf Seite 10 ging es vorwiegend um den DDR-Radsport. Der inzwischen frisch gewählte DRSV-Präsident, Wolfgang Schoppe, kam ganzseitig zu Wort, über die Gründung von Landesverbänden  im Osten und die geplante Vereinigung der beiden deutschen Radsportver-bände BDR und DRSV am 1. Januar 1991 als BDR wurde berichtet. Für den an das bisherige dünne Blättchen gewöhnte Leser aus der DDR war die Fülle von nationalen und internatio-nalen Informationen über manigfaltige Fazetten des Radsport zunächst sicher überwältigend, aber auch eine Herausforderung. Dazu kam die gewachsene Menge von organisatorischen Hinweise aus den vielen (westdeutschen) Landesverbänden. Auf den Titelseiten prangten zunächst vornehmlich die DDR-Asse. Bis zum Jahresende vermischten sich die Berichte mit den Ereignissen in Westdeutschland und Westeuropa mehr und mehr, zumal ein Exodus der radsportlichen  DDR-Elite begonnen hatte und fortwährend anhielt. Zunächst waren es Namen wie Jan Schur, Olaf Ludwig, Uwe Raab u.v.a.m. Dann folgten bald Bahnfahrer, Frauen und selbst jüngere Nachwuchsfahrer z.B. Jan Ullrich und Erik Zabel, die in den zerfallenden, bisher ausschließlich staatlich geförderten Sportklubs keine Zukunft mehr sahen. Auch Erfolgstrainer, wie Heiko Salzwedel, suchten sich neue Betätigungsfelder. Schließlich wussten wohl nur noch "eingefleischte" Radsportfans, wer aus welchem Landstrich stammte. Mehrere Extra-Ausgaben mit buntem Einband und einigen Farbfotos im inneren vervollständigten die 52 Ausgaben.

                         Die bereits erwähnte Vereinigung der beiden deutschen Radsportverbände  DRSV und BDR am 1. Januar 1991 verlangte logischerweise auch, dass nur noch ein offizielles Organ den Gesamtverband repräsentieren konnte. So erschien nun eine Zeitschrift ab 1991 mit großen weißen Lettern auf rotem Grund als "Radsport" auf der Titelseite. Aus irgendeinem  Grunde, womöglich, um ostdeutsche Befindlichkeitsstörungen vorzubeugen, schrieb man rechts unten in die Ecke, sehr klein ge-druckt, fast "verschämt": Vereinigt mit  "Der Radsportler". Die Zeitschrift erschien im gleichen Verlag. Unter der Leitung von Friedhelm Sakowski waren als Chefredakteur Christian Schrange  und die Redakteure Christina Kapp, Hans-Alfred Roth und Werner Ruttkus, des intime Kenners des DDR-Radsports, genannt.

Mit dem Jahrgang 1992 ist wahrscheinlich auch der "kleine Zusatz" verschwunden!

In Sachsen erschien dann nach der Wende eine Sportzeitung als "Radsport". Gesamtdeutsch erscheint im BURDA-Verlag die Zeitschrift "Radsport aktuell".

Aber   dem Trend folgend findet man immer mehr Angebote in Internet mit "radsport-news.-com" und "rad -net.de", als offizielle Webseite des Bundes Deutscher Radfahrer e.V.

 

 

Titelseiten: "Illustrierter Radsport 1950 bis  1951",  (Die) Radsport- Woche 1952 bis 7/1962, "Der Radsportler bis 1990", abgelöst 1991 durch "Radsport vereint mit DER Radsportler"

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© Dr. med. Fritz Baars