Heiko Salzwedel in seinem Element als junger Trainer.

September 2021

 

Heiko Salzwedel verstorben*

 

Der international bekannte und wohl einer der erfolgreichsten Radsport-Trainern der Welt, Heiko Salzwedel, ist nach kurzer Krankheit mit nur 64 Jahren in Berlin verstorben. Seine ersten radsportlichen Sporen verdiente sich der am 16.4.1957 in Schmalkalden geborene  Thüringer im südöstlichen Radsport- Leistungszentrum der DDR, beim SC Cottbus. Er hatte im Kinder und Jugendbereich schon einige beachtliche Erfolge auf der Bahn und insbesondere im Vierermannschaftsfahren erzielt, einer Disziplin, die ihm schon früh ans Herz gewachsen war. Auch im Straßenradsport erfolgreich, schien er seine Berufung jedoch nicht im persönlich ausgeübten Hochleistungssport zu sehen, sondern wollte offenbar eine in ihm schlummernde pädagogische Veranlagung, andere zu motivieren, Höchstleistungen zu voll-bringen, gern weitergeben. So erwarb er an der renommierten DHfK Leipzig eine Ausbildung zum Sportwissenschaftler und schloss diese 1980 mit einer Diplomarbeit zum Thema „Die Motivation als ein leistungsbestimmender Faktor der Leistungsfähigkeit im Hochleistungsbereich Straßen-radsport“  ab. Das war, wie es sich in seinem weiteren beruflichen Leben herausstellte sollte, kein aufgegebenes Pflicht-thema, sondern eine Herzenssache.                                          

In den 80er Jahren avancierte er bald zum Disziplin-Trainer im Hochleistungsbahnradsport der DDR. Die Disziplin Bahnvierer, in der er schon im Schülerbereich mit seinen Sportkameraden 1972 DDR-Meister geworden war, blieb immer seine „alte Liebe“. 1989 führte er den DDR-Vierer zur Weltmeisterschaft.                      Nach der Wende wurde er zu einem der gefragtesten Radsport-trainern der Welt. Zunächst brachte er den australischen Radsport mit seinen motivierenden Fähigkeiten als Trainer stark voran. Zu seinen erfolgreichen Schützlingen gehörten unter den vielen Talenten  Cadel Evans und Robbie McEwen. Weitere Stationen waren die Position als Referent im BDR, als Manager des britischen Radsportverbandes, Nationaltrainer von Däne-mark. Während seiner Zeit in Großbritannien zählt u.a. Bradley Wiggens zu seinen Schützlingen. Aber auch für die UCI, den schweizerischen und russischen Radsportverband war er tätig.                                                           

Nach Querelen mit   Britisch Cycling   ist Heiko Salzwedel 2017 wieder nach Deutschland zurückgekehrt und arbeitete für den Olympiastützpunkt Brandenburg.

Mehr unter https://de.wikipedia.org/wiki/Heiko_Salzwedel

 

*Cottbus (dpa/rad-net):  Lothar Heine, der Bundesstützpunktleiter Radsport Cottbus/Frankfurt (Oder) bestätigte, dass Heiko Salzwedel verstorben ist.

 

Es folgen einige "Spuren" von Heiko Salzwedel im "Der Radsportler"

Dezember 2018

 

In memoriam Günter Gottlieb

 

Ein langjähriger Radsportfreund ist für immer „vom Sattel gestiegen“. Gestern Abend las ich zufällig beim Stöbern im Internet diese traurige Nachricht. Günter Gottlieb ist am 27.11.2018 an den Folgen seiner schweren Erkrankung in seiner Heimatstadt, Halle a.d. Saale, im 73. Lebensjahr verstorben. Er hatte mir bei unserem letzten gemeinsamen Wettkampf bei der Deutschen Meisterschaft der Mediziner 2015 in Kirch-heimbolanden von seinem Leiden erzählt und damals gehofft, dass er seine Erkrankung überwunden hätte!                     

Inzwischen las ich einige Nachrufe auf ihn, in denen seine erfolgreiche Radsportkarriere in der DDR und besonders Sachsen-Anhalt gewürdigt wurde. Mit über 800 Siegen in verschiedenen Alters- und Leistungsklassen ist er wahrscheinlich einer der erfolgreichste Radsportler in einer über 50jährigen Wettkampfzeit. Ich lernte ihn 2005 anlässlich meiner ersten Teilnahme an einer Deutschen Ärztemeisterschaft in Rodenbach u. Rüssingen in Rheinlandpfalz (wieder) persönlich kennen. Der RVDÄ feierte mit einem würdevollen Fest sein 25. Gründungsfest. Da meine Frau und ich damals die „Neuen“ waren und aus dem „fernen“ Osten stammten, wurden das Ehepaar Gottlieb und wir an einem Tisch platziert. Günter hatte infolge der Wende sich beruflich neu orientiert, auf Physiotherapeut „umgeschult“ und in Plüderhausen in Zusammenarbeit mit einem radsportlich aktiven Orthopäden eine neue Heimat gefunden. Im Gespräch erfuhr ich einiges aus seinem früheren radsportlichen Leben  und erinnerte mich nach und nach an die Zeit vor über 40 Jahren. Die Radsportzeit nach 1965 hatte ich ja nicht mehr so richtig mitbekommen, wie ich hier an anderer Stelle schon ausgeführt habe.                                              Wir trafen uns dann später immer wieder bei Wettkämpfen der radsportlichen Mediziner. Zunächst musste Günter noch außer Konkurrenz starten. Bald wurden aber aus den Ärztemeister-schaften Wettbewerbe gemacht, welche für alle in Medizin-berufen Tätigen offen waren, wie es auf der ganzen Welt üblich ist. So kam er als Physiotherapeut in den Genuss der voll berechtigten Teilnahme und konnte um Meisterschaftstrikots kämpfen, von denen er in den Jahren bei DM und WM einige überstreifen konnte.                                          

Ich habe ihn nur einmal bezwingen können. Das war beim Einzelzeitfahren der Mediziner-WM in Bad Birnbacher/ Bayern. Wenn es sich bei diesen Rennen auch nur um Altersklassenwettbewerbe handelte, machte doch die Teilnahme von solchen, einst renommierten Rennfahrern, wie Günter Gottlieb und Dr. Guido Aengenheister, den Titelgewinn für mich besonders wertvoll. Nun sind beide Rennfahrer, die mich auf dem Foto bei der Siegerehrung eingerahmt haben leider tot, und wer der nächste von uns dreien sein wird, steht damit definitiv fest. Ich hoffe aber, dass "Heim" noch etwas Geduld mit mir hat.                                                

In meinem Archiv fand ich ein fast unleserliches Programmblatt eines Radrennens von 1964? Damals, aus Mangel auf „Ormig“ geschrieben, welches belegt, dass Günter und ich schon mindestens einmal als Jugendfahrer bei einem Rennen in Rathenow aufeinander getroffen waren.                     

Von einigen Medizinerwettbewerben will ich zum Schluss noch ein paar private Fotos, die uns und unsere Frauen zeigen, welche uns immer treu begleitet und fürsorglich betreut haben, anfügen. 

 

Ruhe in Frieden, liebe Günter!                                    

 

Auf der "Ehrenrunde" : Zweiter Platz in Zerbst 1963 hinter S. Welzel

In Memoriam Klaus Schulze, *11.11.1945, 3.6.2017

Am 4. Juni 2017 erreichte mich die furchtbare Nachricht, dass der bekannte ehemalige Magdeburger Radsportler, Klaus Schulze, bei einem tragischen Unfall wäh-rend eines Urlaubs in Zingst an der Ostsee tödlich verletzt worden sei. Ein paar Tage später erlangte ich durch eine Todesanzeige seiner Familie in einer Zeitung seiner Heimatstadt die traurige Gewiss-heit.             

Wir kannten uns aus der Zeit als Jugendfahrer Anfang der 60er Jahre. Er fuhr da allerdings schon in der oberen Jugendklasse, zu-nächst bei Motor Mitte, später bei Dynamo Magdeburg. Häufig be-legte er vordere Plätze und stand auch oft auf dem „Podium“. Eine Zeit lang fuhr er sogar in einem Club, dem SC Turbine Erfurt, um in die DDR-Spitzenklasse vorstoßen zu können.      

Nachdem sich unsere Lebenswege für sehr viele Jahre getrennt hatten, trafen wir uns 1989 in einem kleinen Dorf am Beetzsee bei Brandenburg, wohin es mich inzwischen beruflich verschlagen hatte, wieder. Hier hatten wir zufällig unweit voneinander je ein Wochenendhaus erbaut. Nun waren wir „Nachbarn“ geworden. Ich hatte ja schon lange mit dem Radsport aufgehört und bewunderte ihn immer, wenn er häufig von Magdeburg über ca. 100 km mit dem Rennrad am Wochenende an den Beetzsee kam. Seine Frau war mit dem Wagen vorausgefahren. Beim Plausch über alte Radsportzeiten erfuhr  ich von ihm, dass er in den vielen Jahren immer noch erfolgreich an Seniorenrennen teilgenommen hatte. Nach der Wende bestritt er dann viele Jedermann-Rennen, auch in Österreich und auf Mallorca, wo ich ihn einmal traf. Er war inzwischen als selbstständiger Geschäftsmann im Autohandel erfolgreich tätig. Neben seinen eigenen Radsportaktivitäten förderte er aktiv den Radsport in Magdeburg, der sich nach der Wende wieder neu organisieren musste.                     

Seit einigen Jahren war er nun im "Ruhestand", und ich sah ihn oft mit seinem Mountainbike bei mir am Hause vorbeiradeln. An seiner Seite immer sein geliebter Hund, der nun auch Zeuge des schrecklichen Unfalls wurde.

Sie liebten beide die Bewegung!

Klaus Schulze hinterlässt Frau, Tochter und Enkelkind. Mein tiefes Mitgefühl gilt den trauernden Hinterbliebenen.

Wir alten Radsportler in und um Magdeburg werden ihn als unermüdlichen Kämpfertyp und fairen Sportsmann in guter Erinnerung behalten!

Bahnradweltmeister  und  Olympiasieger  Lothar  Thoms verstorben

Forst.

In einem Krankenhaus in Forst verstarb am 6.11.2017 im Alter von nur 61 Jahren nach schwerer Erkrankung der in Guben geborene Olympiasieger von Moskau 1980 im 1000 m Zeitfahren. Außer-dem war er zwischen 1977 bis 1981 viermal Weltmeister in dieser Disziplin. Seine er-sten radsportlichen Schritte unternahm er bei der BSG Lok Guben.

Als Leistungssportler startete er später für den Sportclub Cottbus. Viele der älteren Rad-sportfreunde aus der ehemaligen DDR wer-den sich noch an diesen hervorragenden Bahnfahrer erinnern!

Bernhard Eckstein verstorben

Zwei Titelseiten der DDR-Radsportzeitungen aus den Jahren 1960 und 62. Links Siegerehrung bei der Amateurradweltmeisterschft 1960. In der Mitte ein Bild des damals 25jährigen Bernhard Eckstein. Rechts mit Klaus Ampler bei der Friedensfahrt 1962.

 

 

Verschiedene Zeitungen verbreiteten die Nachricht seiner Familie, dass Bernhard Eckstein im Alter von 82 Jahren am 10.11.2017 nach schwerer Krankheit verstorben ist. Obwohl mit Körpergröße 1,58 m klein von Statur, gehörte er doch zu den großen Straßenfahrern der DDR Ende der 50er bis Mitte der 60er Jahre. Seine radsportliche Grundausbildung erhielt er bei der kleinen BSG Fortschrittlich Lichtenstein, teilweise unter den Fittichen des legendären Richard Huschke. Für den Hochleistungsradsport wurde der gelernte Werkzeugdreher zum SC Wissenschaft DHfK Leipzig delegiert und trainierte fortan bei Werner Schiffner und Herbert Weisbrod. Seit 1957 gehörte er dem Nationalmannschaftskader und der Auswahl für die Friedensfahrt an. Er war auch Mitglied der legendären Frie-densfahrtmannschaft von 1960, welche neben Erich Hagens Einzelsieg auf der dramatischen Schlussetappe von Magdeburg nach Berlin auch den Mannschaftssieg sichern konnte. Sein größter Erfolg war schließlich der Sieg bei der Amateurweltmeisterschaft 1960 auf dem Sachsenring bei Hohenstein-Ernsttal. Durch die taktische Meisterleistung seine Kapitäns, "Täve" Schur, gelang den beiden ein Doppelerfolg über den damals exzellenten Belgier Willly Vanden-berghen.                             

Nach seinem Abschied vom Spitzensport war er meines Wissens als Pressefotograf tätig.

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© Dr. med. Fritz Baars