Im Bilderlaufband Zeichnungen des früheren Pressezeichners, Willy Beyer, die er für die DDR-Radsportzeitungen angefertigt hatte.

Liebe Radsportfreunde!

 

Gemeint sind im Plural natürlich auch immer die radsportinteressierten  Mädchen und Frauen, also alle Sportlerinnen, die unseren schönen Sport betreiben, auch wenn ich auf den Seiten dieser Homepage manchmal nur von Radsportlern schreibe, dann ist das zur besseren Lesbarkeit die Anwendung des "generischen Maskulinums"! Der Radsport umfasst natürlich viel mehr Bereiche, als jene, die ich hier beschreibe.

Seit 1959 interessiere ich mich, Jahrgang 1947, für den Straßenradsport, nachdem ich mich vorher  im Fußball und Hockey bei Lok Oebisfelde  versucht hatte. Schlüsselerlebnis war, wie bei vielen Radsportlern in der DDR, die „Große" Internationale Friedensfahrt und das Idol hieß natürlich damals Gustav-Adolf Täve" Schur.

Begonnen habe ich dann bei der „Kleinen Friedensfahrt" in Haldensleben, wo ich zweimal    den Kreisentscheid gewinnen konnte. Nach zwei Jahren als „Tourenfahrer“, trat ich 1962 der BSG Lok Haldensleben bei. Bis 1965 war ich dort aktiv und habe von meinem Trainer,  Otto Lüders, der als BSG-Sportler in der SV Lok-Auswahl an der DDR- Rundfahrt teilgenommen hatte und sogar einmal Etappen-Zweiter in Rostock war, einen Stapel alter „Radsport-Woche(n)"  Jahrgang 1958 und 59 "geerbt". Diese war seit 1953 die Verbandszeitschrift des DRSV, dem Verband der DDR-Radsportler. Ich habe sie dann selbst abonniert und musste die klägliche Einstellung dieser interessanten Sportzeitschrift Mitte 1963 aus Papiermangel! (offiziell: Zusammenlegung von gleichartigen Presseprodukten) miterleben. Doch die pfiffigen Verbandsfunktionäre ließen bald, zunächst in loser Folge, ein paar Mitteilungsblätter als Der Radsportler erscheinen, woraus sich alsbald wieder eine ordentliche Zeitung,, welche im Jahr  52mal erschien, mauserte. Im ersten Teil wurde über Sportpolitik und Hochleistungssport geschrieben. Dann kam die Rubrik aus den Bezirken und zum Schluss folgten allgemeine Artikel und die wichtigen Ausschreibungen. Es gab aber auch ein bis zwei Seiten Berichterstattungen aus der „internationalen, sprich westlichen Radsport-Welt“, sodass für uns dadurch auch die Ereignisse und Ergebnisse der großen Traditionsrundfahrten und Eintagesklassiker nachzulesen waren.                       

Mit meiner beruflichen Lebensplanung konnte ich dann ab 1966 den Radsport mit seinem zunehmenden enormen Trainingsumfang leider nicht mehr in Einklang bringen. Meine "aufgetunete" Diamant-Maschine mit (Brooks-Sattel, Weimann-Bremsen, Campagnolo-Lenkradschal-tung), ein dicker Packen alter Radsportzeitungen und viele Programmhefte aus meiner aktiven Zeit in den 60ern haben mich dann aber 40 Jahre bei jedem Wohnortwechsel begleitet. Davon konnte ich mich einfach nicht trennen!                                        

Aus Gesundheitsgründen (erhebliches Übergewicht!) habe ich dann 2004 nach dieser langen Pause mit dem Radfahren wieder angefangen, eigentlich nur, um die angesetzten überflüssigen „Pfunde" loszuwerden. Doch schnell wurde daraus wieder Sport mit dem Erfolg, dass die Pfunde purzelten und die Fitness stieg. Bald war ich gut 20 kg dauerhaft los, weil ich viel mehr gefahren bin (jährlich gut 5-6000 km), als ich mir in meiner sogenannten „aktiven Zeit" hätte jemals vorstellen können. Mein Sohn überredete mich dann auch noch, mal an einem Jedermann-Rennen teilzunehmen. Das tat ich dann auch, was für den Trainingsfleiß einen großer Motivationsschub bedeutete.

Beim Blättern in den alten, teils vergilbten Zeitschriften, fand ich viele Hinweise darauf, dass Brandenburg offensichtlich  eine große Radsporttradition hat. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der gute Ruf allerdings vor allem durch ortsfremde erfolgreiche Berufsradfahrer, wie Robl-München, Sawall-Berlin uvm. im Namen der damals berühmten Brennaborwerke begründet.

Daneben  gibt es aber auch lokal eine langeTradition in  dieser Sportart. Die meisten, die ich befragte, konnten sich an die Zeit nach dem 2. Weltkrieg erinnern. Da  entwickelte sich wieder eine Radsportszene mit Amateurradsportlern getragen von der BSG Traktorenwerk Brandenburg,  die 1951 in  BSG Motor Süd Brandenburg umbenannt wurde. Daneben gab es kurzzeitig  noch die BSG Aufbau Brandenburg.

Als ich vor einigen Jahren (2011) den Entschluss fasste, diese Hompage zu etablieren, war das mein Kenntnisstand. Die Geschichte bis 1948(46) zurückzuverfolgen war  noch relativ leicht. Insbesondere durch noch lebende, inzwischen hochbetagte Zeitzeugen, wie z.B. Herrn Erich Peter (94), der umfangreich berichtete und mir freundlicherweise Fotos aus seiner aktiven Zeit und alte Zeitschriften zur Verfügung stellte, war es möglich diesen Zeitraum auszuleuchten. Aber auch Herr Jürgen Seidler, selbst ehemaliger Radsportler, Sohn von  Paul Seidler (geb. 1910) und Neffe von Otto Marschall, welche beide erfolgreiche Radsportler bei der Vereinigung Brandenburger Rennfahrer von 1910 waren, hat mit vielen Bildern die Zeit nach dem I. Weltkrieg wieder erlebbar gemacht.

Nach der Wende erinnerte sich wohl insbesondere die Fußballer von der BSG Motor Süd ihrer alten Traditionen und daran, dass  ihr Verein als Vorgänger den Brandenburger Ballsportverein von 1905 (BSC 05) hatte. Sie Namen mit Recht diesen Namen wieder an. Der Traditionsverein BSC Süd 05 Brandenburg feierte inzwischen seinen 110. "Geburtstag". Neben Fußball gibt es einige andere Sparten in ihm. Recht früh gesellten sich damals "Radfahrer" zum Verein (1946). Mit der langen Tradition der Fußballer haben die Radfahrer offenbar nichts zu tun, wie man vorschnell glauben könnte. (siehe dazu Radsport in Brandenburg 1883-1945)

Über die Aktivitäten der Zeit vor dem 2. Weltkrieg bis zu den Anfängen des Radsportes in Brandenburg (1883) konnte ich inzwischen durch weit über 150 Stunden Nachforschung in unserem gut sortierten Stadtarchiv vieles in Erfahrung bringen, welches unter dem Kapitel "Historisches - Motor Süd" bzw. „Radsport in Brandenburg von 1883 - 1945“ hinterlegt ist. Ein besonderes Verdienst dabei hatte Otto Köpp, dessen Name ich in einer der ältesten meiner gesammelten Radsport-Zeitschriften von 1948, als Veranstalter von Aschenbahnrennen gefunden hatte. Nach dem Ende des katastrophalen II. Weltkrieges, in dessen Folge auch der Radsport in unserer Stadt völlig zum Erliegen kam, war er die "Klammer". Durch seine Initiative und mit seiner profunden Kenntnissen in der Materie ließ er die Tradition des hiesigen Radsportes nach kurzer Zwangspause wieder aufleben! (mehr über ihn unter "Historisches Motor Süd)

In den enteigneten Gebäuden der ehemaligen Brennaborwerke und deren Nachfolger  wurde ein Traktorenwerk errichtet. Die Radsporttradition waberte aber weiter durch die "Werkhallen". Da wundert es nicht, dass dieser Betrieb zum  Träger des Radsportvereins  in der "BSG Traktorenwerk Brandenburg" wurde. Durch den  Enthusiasmus und die Initiative einiger Radsportbegeisterter, u.a. Kurt "Schmirgel" Reuter, wurde aus Kriegstrümmern der Innenstad 1951 eine Zement-Rad-rennbahn an der Brielower Straße in der Nordstadt aufgebaut, auf der die Lokalmatadore Erwin Rüdiger und Erich Peter die Zuschauer einige Jahre lang begeisterten. Diese beiden gehörten Anfang der 50er Jahre zur DDR-Spitzenklasse im Bahnradsport und animierten auch weitere junge Fahrer für diesen Sport, wie z.B. Joachim Gierth, Otto Prill und W. Wernitz.  Aber auch  Christian Petersen, der später unter Anleitung von Erwin Rüdiger  bis zum DDR-Spitzenbahnradsportler  mit internationalen Erfolgen wurde, zog darauf seine ersten Kreise.

Natürlich wurden auch wieder Straßenradsport und sogar Querfeldeinfahren  erfolgreich betrieben. Einer  der  ersten, die sich nach  dem  2. Weltkrieg  wieder in den Dienst der Radsportler von Branden-burg stellte,  war der Schuster August Steguhn, der seit den 20er Jahren ein sehr aktiver und erfolgreichen Amateurradsportler Brandenburgs war, besonders als sogenannter „Altersfahrer". Er war, unterstützt von seiner Ehefrau, für Motor Süd bis ins hohe Alter ehrenamtlich tätig.

Es finden sich ab Anfang der 50er Jahre in den Annalen zunehmend viele Siege und  gute Platzierungen von weiteren „Südfahrern" mit Namen, wie: Ribguth, Pribbernow(s), Kliem, Sternitzke, Neuhäuser, Schiffel, Preusker, Inter, Mrugalski,  Bodach,  Lehmann,  Wittchen, Wittek, Jung,  R. Bertz, Marquardt, Kruppa, Beitel, Lutter, T.h. Lehnhardt, Riess und andere. In dem entsprechenden Kapitel können diese im Detail nachgelesen werden.(Historisches "BSG Motor Süd")

 

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© Dr. med. Fritz Baars