Ergänzende Fakten zum Radrennfahren:        Gustav Gräben

Gustav Gräben nach seinem Sieg in der Distanzfahrt Hamburg - Berlin 1897

7.   Gustav Gräben Teil II

Die Eröffnung des Sportparks mit einer Zement-Radrennbahn wirft ihre Schatten voraus.

Es haben bisher 60 Fahrer mit 156 Nennungen Berlin, Magdeburg, Turin, Potsdam, Stendal etc. gemeldet. Für das Hauptfahren über 10 000 Meter  haben sich doch hierzu bedeutende Fahrer, u.a. Stamm-Cassel, Schneider-Leipzig auch Gräben-Brandenburg gemeldet (Nr.179, 2.8.1899). 

Einweihung des Sportparks am 13.8.1899 hat mit tausenden Besuchern einen überaus prächtigen Verlauf genommen. Mit allgemeiner Spannung wurde das Hauptfahren erwartet, hatte man doch zum ersten Male Gelegenheit, den einheimischen Herrn Gustav Gräben auch einmal als Rennbahnfahrer zu sehen und zu bewundern. Mit Leichtigkeit und Eleganz schlug derselbe seine „Concurrenten“ scheinbar ohne jegliche Anstrengung, wofür ihm jubelnder Beifall seitens der Zuschauer entgegengebracht wurde. Er gewann sicher das

Hauptfahren über 10000 m  Gustav Gräben-Brandenburg (12:55.2 Min.) vor M. Heiny Zehlendorf  (BA.,Nr.189,1899).

  An den Pfingstfeiertagen fanden im Sportpark die wichtigsten Rennen der Saison statt.  Am Pfingsttag 31.5.1900  sollte das Dauerfahrern hinter Motorführung mit Holländischen Meister von 1899, van Schonthoven, sowie Winnemann-Hamburg, Nicodem-Prag stattfinden.  Auch unser einheimischer Fahrer, Gustav Gräben, welcher sich in ausgezeichneter Form befinden soll, wird ebenfalls mit 2 Motorführungsmaschinen am Platze erscheinen (Nr.126,31.5.1900). Doch mit tiefem Bedauern wurde vom gestrigen internationalen Rad-Wettfahren berichtet, dass es dem Dauerfahrer, Gustav Gräben, in Folge eines Sturzes am 1. Feiertage in Weißenfels nicht vergönnt war, an dem 30 km-Rennen „theilzunehmen“. Hatten sich doch gerade viele Freunde und Bekannte wegen des beliebten Fahrers eingefunden (Nr.129,5.6.1900).

Mit Eröffnung der modernen Radrennbahn hat sich G. Gräben offenbar als Berufsfahrer  vorwiegend auf den Bahnradsport, insbesondere das Steherrennen hinter Motorrädern umgestellt, welches damals stark in Mode kam.

Das  Hauptinteresse des am Sonntag stattfindenden „großen internationalen Radwettfahrens“ dürfte unzweifelhaft das im Programm vorgesehene „Dauerfahren über eine Stunde für Berufsfahrer“ in Anspruch nehmen, umso mehr, da hervorragende Fahrer wie Eugen Dutrieu-Lille, Max Heiny-Berlin, L. Boquillon-Paris, Ernst Moritz-Friedenau und Gustav Gräben-Brandenburg am Start erscheinen werden und da die erzielten Geschwindigkeiten hinter guten Schrittmachern inzwischen 50 km/Stunde erreichten. Gustav Gräben, welcher sich augenblicklich in vorzüglicher Form befindet hat die feste Absicht, seine im Vorjahre erlittene Scharte auszuwetzen (B.A.Nr.210,7.9.1900).

Internationales Radwettfahren am 10.9.1900 im „Sportpark Das Hauptinteresse des Tages galt natürlich dem Dauerfahren über eine Stunde. Als Sieger ging der Franzose Dutrieux nach 48 km, 343 m über das Band, dessen Motor mit seiner durchaus tüchtigen Besatzung tadellos funktionierte. Heiny‘s Motor hatte leider Kettendefect erlitten. Auch unserem altbewährten Fahrer Gräben war es nicht vergönnt, dieses Rennen ohne Unfall zu fahren. Beim Vorüberfahren an einem seiner Concurrenten wurde er durch ungeschicktes Fahren in der Kurve derartig weit herausgetragen, dass er die Barriere anfuhr und in das Publikum flog, wobei er sich einige schmerzhafte Hautabschürfungen zuzog und so sehr die Hand verstauchte, dass er bei den letzten Kilometern kaum noch in der Lage war, die Lenkstange zu halten. Die Energie, mit der er sein Rennen fortsetzte und noch den 2. Platz belegte, verdient volle Anerkennung (Nr.212, 10.9.1900).

 

Im Jahre 1901 kehrte Gräben wieder zu seinem alten Verein "Vorwärts" 1887 zurück.                         

Die Vereinsmeisterschaft 1901  B. R.-V. „Vorwärts“ 1887 wurde als Schrittmacherrennen unter Führung von Tandempaaren über eine Strecke von 50 km bei enormer Hitze und starken Wind ausgetragen. Als Erster ging Herr Gustav Gräben (auf Corona-Fahrrad) durchs Ziel, obwohl er unterwegs stürzte, erreichte er die brillante Zeit von 1: 26,32 2/5 Std., Zweiter wurde der bisherige Clubmeisterfahrer, Herr Georg Schmidt. (Nr.127, 3.6.1901)

Im August 1901 hielt der „Vorwärts“ 1887 auf der Chaussee Plaue-Bensdorf sein zweites diesjähriges Rennen ab. Bei herrlichem Wetter gelangte der Verein nebst seiner zahlreichen Gäste per Rad, Kremser und Dampfe nach Plaue. Mit dem Banner an der Spitze des Zuges begab an die Rennstrecke. Das  Hauptfahren über 5000m, (Wendpunkt): 1. Gustav Gräben, 2: Georg Schmidt, 3. Hans Demohn (Nr.200,27.8.1901).

Am  8.6.1902 früh um 6 Uhr war  der Start zum Rennen um Vereinsmeisterschaft  von „Vorwärts“ 1887  über 50 km mit Schrittmachern auf der Strecke Brandenburg-Plaue-Genthin und zurück. Herr Gustav Gräben, der vorjährige Meisterfahrer, passierte auch in diesem Jahr als Erster das Band und hatte von einem Dreiradmotor geführt, die genannte Strecke in der sehr achtbaren Zeit von 1:27,351/5 Std. zurückgelegt. Zweiter wurde Herr Hans Demohn, welcher, nur durch Tandem unterstützt, 1:29,16 Std. benötigte.  (BA.Nr.133,10.6 1902)

Die Fernfahrt „Rund um Berlin“ am 17.8.1902 über 240 km, hatte unter ungünstiger Witterung wesentlich zu leiden, weil starken Regengüsse die Chausseen schlecht befahrbar machten. Am Start früh um 5 Uhr in Potsdam auf der Chaussee nach Saarmund standen 127 Fahrer, darunter wieder Gustav Gräben. Das Ziel, welches ebenfalls in Potsdam zwischen den Ortschaf-ten Marquardt und Bornim lag, erreichte er nicht, weil der bekannte Herrenfahrer, Gustav Gräben aus Brandenburg, die Weiterfahrt wegen Reifenschadens in Bernau aufgegeben  hatte. Sieger wurde nach 9:45 Std. Goetzke vom Club „Zugvogel“ Berlin. (Nr.192,18.8.1902).

Mit dem Pfingstrennen am 23.5.1904 wurde die diesjährige Radsportsaison vor 3000 Zuschauer gestern eröffnet. Eine große Zahl in- und ausländischer Berufsfahrer hatte sich angemeldet. Beim Motorenrennen nahmen Maschinen von Brennabor, Corona und Excelsior teil. Sehr erfolgreich waren der Berliner Willi Bader und der Holländer J. Stol. Nach den Rennen traten die meisten Fahrer sofort die Bahnreise zu den nächsten Rennen in Berlin und Kopenhagen an.

 Gustav Gräben-Brandenburg schied infolge Motorschadens aus (Nr.119,1904).

Am 4.7.1904 veranstaltete „Vorwärts“ 1887 sein Saisonanfahren mit der diesjährigen Vereinsmeisterschaft auf der Strecke Brandenburg-Genthin und zurück. Sieger wurde im Rennen über 50 km Herr Georg Schmidt-Brandenburg, der von einem Brennabor-Motor geführt, die Strecke in 1:17.56 Std. durchfuhr und dabei die vorjährige Fahrzeit um 10 Min. verbesserte. Dreißig Sekunden später wurde Herr Juius. Kaupert Zweiter und Herr Gustav Gräben, der bekannte frühere Herrenfahrer, belegte den 3. Platz. Im Stadtpark fand als dann die Prämie-rung der Sieger statt, dem sich ein Herren-Kommers anschloss, bei dieser Gelegenheit wurde eine Sammlung  zugunsten des vor kurzem in Magdeburg tödlich gestürzten französichen Dauerfahrers Paul Dangla veranstaltet, deren Ertrag an die „Radwelt“ abgeführt werden soll (BA.Nr.155,1904).

Das gestrige Radsportfest, vom Verein für Radfahrwege im Sportpark, anlässlich seines Jubiläums, hatte folgende Resultate: Tandemfahren 4000m: Sieger das Paar Gräben/Kaupert (Vorwärts) in 6:16 Min.(Nr.196, 22.8.1904).

7.1.  Sein  Leben nach dem aktiven Radsport als Leistungssport

Annonce anlässlich der Geschäftsverlegung in der Steinstraße im Brandenburger Anzeiger.

Gustav Gräben hat wahrscheinlich 1905  im Alter von 40 Lebensjahren  seine aktive Laufbahn beendet und sich seinem Geschäft in der Steinstraße gewidmet. Ab 1904 firmiert er als Zigaretten- und Fahrradhandlung dort in der Nr. 30, ab 1911 in Nr.27 und ab 1928 in der Nr.43. Im Jahre 1908 findet sich ein Beleg für seine dann wahrscheinlich ein-setzenden „Sponsorentätigkeit“ mit einem „Gustav-Gräben-Preis“, einem 10-km Dauerrennen im Sportpark. Vielleicht kam das Geld aber auch von der Fahrradindustrie, und Gräben wurde damit geehrt.

(BA)Nr.216, 14.9.1908) Radrennen im Sportpark:  Jupiter Pluvius (Anm. Der Regnende) war gestern wieder ungezogen. Kurz vor dem Rennen ging ein Platzregen nieder. Der aus vollen Backen blasende Wind machte die nasse Bahn aber bald wieder trocken. Trotz kalter, unfreundlicher Witterung umsäumte eine große Menschenmasse das „Zement“.  Zur Austragung kamen die Rennen um den „Großen Preis des Handels und der Industrie“. So gab es neben den Bar-Preisen gestiftete  wertvolle Ehrenpreise. In den Dauerrennen spielte G. Schadebrodt, Sieger des Gr. Preise 1908,  die erste Rolle und gewann mit großer Bravour alle Preise. Adam Bäumler mußte sich nach starkem Kampf  geschlagen geben. Der Däne Hellmann, Sieger des Goldpokals im Vorjahr, hatte keine gute Form und fuhr eher spazieren.

Ergebnisse:

I. Ausscheidungsfahren 2000 m „Brandenburgia-Preis“ (50 – 10 Mark) die letzten 3 einer jeder Rd. scheiden aus: 1. Vogt 3:03 Min., Fritz Hoffmann-Berlin, 3. Ostermeyer, Rottnick-Magdeburg,

II. Vorgabefahren 2000 m (Preise 40 – 5 Mark) 2 Vorläufe, 1 Endlauf): 1.(2.) Ostermeyer (50) 2:45 Min wurde distanziert wegen Behinderung 2. (1.) Hoffmann, 3. Vogt

III. Prämienfahren 2000 m (5 Mark pro Runde, letzte Runde 20, 10, 5 Mark) 24 Fahrer am Start: 1. Bruns 2:53 Min., 2. Vogt, 3. Rottnik

IV. Gustav-Gräben-Preis Dauerrennen über 10 km (Preise 150, 100, 50 Mark): 1. G. Schadebrodt (11:55 Min.) vor A. Bäumler (2 7/4 Rd. zurück) und C. B. Hellmann   5 Rd. zurück

V. über 20 km (Preise 200, 150, 100 Mark):  1. Schadebrodt (21:47 Min)., 2. Hellmann  26 Rd. zurück

VI. Brandenburger Industrie-Preis über 30 km (Preise 350, 250, 150 Mark):  1. Schadebrodt (32:42.2 Min.) vor Bäumler (5 Rd. zurück) u.  Hellmann-Däne. 22 Rd. zur.

 

Gustav Gräben hatte sich offensichtlich dem im Jahre 1909 neugegründeten Radfahrer-Verein „Sturmvogel“ angeschlossen, in welchem auch sein alter Sportsfreund Julius Kaupert eintrat sehr erfolgreich auf Bahn und Straße fuhr. Auch er hat sich einen Zigaretten-/Zigarrenladen eingerichtet. Dieser Verein hat sehr intensiv und regelmäßig seine Mitglieder über Annoncen im Brandenburger Anzeiger über Trainingsausfahrten informiert

(BA.Nr.158,8.7.1911)

Als Beispiel eine Annonce des Radfahrer-Vereins „Sturmvogel“ lautete: Sonntag, den 13.d. Mts.: Kremserpartie nach Götz, Gäste willkommen. Abfahrt ½ 2 Uhr vom Klublokal (Hotel zum Schwan), Anmeldung betreffs Kremserplätzen werden bis zum 9. d. Mts. bei den  Mitgliedern, Gräben, Steinstraße 27, Brüse, Wilhelms-dorferstr.24, Adams (im Hause Jos. H. Teich) Ritterstraße 1 erbeten. Der Vorstand

Gustav Gräben hatte sich offensichtlich

(BA.,Nr.183, 7.8.1911) Die Radrennen auf der Bahn im Sportpark unter der Leitung von Director Willy Lücke bewiesen wieder die alte „Zugkraft“, denn es kamen 4000 Besucher. Vor dem Rennen schien es, als würde ein Gewitter mit viel Regen aufziehen. Zum Dank für die 1911 veranstalteten Rennen überreichte Herr Gustav Gräben dem Leiter und Veranstalter der Rennen, Herrn Willy Lücke, mit einer kleinen Ansprache einen Lorbeerkranz.

Der Engländer Hall lieferte bei den Dauerrennen über 1 Stunde um das „Goldenen Rad“ von Brandenburg tolle Kämpfe und gewann mit 46,200 km in 52 Min. nach Abbruch wegen eines Massensturzes. In zwei kleinen Dauerrennen lieferte der Brandenburger Kaupert einen guten Sport, hatte dann aber Defekt.

Resultate:

  1. Großes Flieger-Hauptfahren 1000 m: 1. Tetzlaff 1:55 Min.,
  2. Preis von Wilhelmsdorf-Dauerrennen hinter Motoren 10 km: 1. Vinzelberg 12:22 Min., 2 Kaupert (BRB) 180 m. zur.,
  3. Dreistädte-Match: 1. Gildenmeister, 2. Klick, 3. Rothe,
  4. Preis vom Dom hinter großen Motoren über 10 km:1. Saldow 11:17 Min.,
  5. August-Handicap (Vorgabefahren) 666 2/3 m = 2 Rd.: 1. Vinzelberg 54 Sec.,
  6. Kleines goldenes Rad von Brandenburg- Dauerrennen 25 km: 1. Vinzelberg,
  7. Meisterrennen über 5 Runden: 1. Tetzlaff 2:29 Min.,
  8. Motorenrennen 10 km (offen für Straßenmaschinen: 1. Tetzlaff 10:56 Min

 

(BA.Nr.208,5.9.1911) Der vor zwei Jahren neu gegründete R.-V. „Sturmvogel“ sein 100 km-Meisterschaftsfahren mit Vorgabe auf der Strecke Plaue-Wusterwitz-Ziesar-Görtzke-Wiesenburg-Belzig-Golzow-Brandenburg. Es hatten sich hierzu 10 Mitglieder gemeldet. Als Erster ding Franz Fischer vom Mal (ohne Vg.) in 3 Std. 39 Min. 20 Sek. übers Band, er gewann damit für 1911 die Meisterschaft, Zweiter H. Mattig (24 Min. Vg.) in 4:10 Std., Dritter Gutschmidt (27 Vg.) 4:13 Std., Vierter Gräben (13 Vg.) 4:01 Std., Fünfter Oberländer (8 Vg.) 5:43 Std., Sechster Schwarz (7 Vg.) 5:37 Std., Siebter Brüse (6 Vg.) 5:39 Std. Die vorzügliche Leistung der ersten Fahrer gereichen dem jungen Radfahrer-Verein „Sturmvogel“ zur Ehre. Die Preisverteilung nebst anschließendem Kränzchen fanden unter großer Beteiligung der Mitglieder und Freunde bei H. Braune in  Möser statt. Die Teilnehmer blieben bis zum Schluß in fröhlicher Stimmung zusammen.

(BA.Nr.101,30.4.1912) Radfahrer-Verein „Sturmvogel“ Sonntag den 5. Mai nachmittags 2 Uhr: „Frühjahrsrennen“. Meldung bis Freitagabend bei Gustav Gräben und Fritz Brüse.

(BANr.121, 24.5.1912) Radfahrer-Verein „Sturmvogel“  Pfingstfeiertag: Nach Dessau (2 Tagesfahrt)Start 4 Uhr morgens bei Kamerad Gräben, Steinstraße, Feiertag: Dippmannsdorf, Start 2 Uhr am Klublokal Schultheiß, zwischen 5 und 6 Uhr

(BA.,Nr.159, 10.7.1913)      Annonce  Gräben – Geschäftsverlegung (siehe Bildkopie oben)

 

(BA.Nr.184, 8.8.1913) Radfahrer-Verein „Sturmvogel 1909“, Sonntag, den 10.August Kremserpartie nach Götz, Abfahrt 2 Uhr „Schultheiß“, Hin- und Rückfahrt kosten 1,- Mk., Anmeldung bis Sonnabendmittag, erbeten bei G. Gräben, Steinstraße 48Gäste herzlich willkommen

 

Im Adressbuch Brandenburg u. Umgebung von 1914/15:

Radfahrer-Verein „Sturmvogel“, Vors. Versicherungsbeamter Karl Eimicke, Lokal „Hotel zum Schwan“

 

(Nr.194, 21.8.1919) Radfahrer-Verein „Sturmvogel 1909“ e.V.,  Sonntag,  24. August , Mondscheinfahrt nach Plauer Schleuse, Gastwirt Regelin. Daselbst Auskegeln, Preisschießen, Abfahrt nachmittags 4 Uhr vom Salzhof mit Dampfer  „Deutschland“, Karten für Hin- und Rückfahrt 1 Mk. bei G. Gräben Steinstr. 43, Gäste willkommen

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In den späteren Adressbüchern Brandenburg u. Umgebung: 1927, 1928, 1931 und 1932:  Zu dieser Zeit war  Gräben  63 Jahre alt, war zu lesen:

 

Radfahrer-Verein „Sturmvogel“ 1909, Vors. Gustav Gräben, Steinstr. 43, Lokal Vereinslokal „Zum Schultheiß“ Molkenmarkt.

In den Anfangsjahren wurden wohlhabende, am Radfahren/-sport interessierte Bürger zu Vereinsvorsitzenden gewählt. Das garantierte Ansehen und Einfluss des Vereins im gesellschaftlichen Umfeld. Später waren viele ehemals aktive Radsportler Vorsitzende oder in anderen Funktionen dieser Zusammenschlüsse tätig.

 

Die Steinstraße in Richtung Neustädtisches Rathaus. Etwa auf halber Strecke dorthin, lagen die Geschäfte von Gustav Gräben nacheinander von 1904 bis 1932. Foto: Sammlung Müller

7.2. Einige  biografische Daten und Persönliches über Gustav Gräben:

 

Im  Brandenburger Adressbuch von 1893 findet man zum einen den Dachdeckermeister Hermann Gräben, wohnhaft in der Gartenstraße, zum anderen wohnt unweit davon der Tischler Gustav Gräben in der Kleinen Gartenstraße 50. Beide sind wahrscheinlich verwandt. Im Geburtenregister der Stadt steht am 4.10.1888 der Eintrag für die Geburt eines Jungen mit Namen Richardt, Ernst, Gustav Gräben, dessen Vater von Beruf Tischler war. Da man damals eine Eheschließung, wenn möglich, vor der Geburt des ersten Kindes vollzog, bot es sich an, in das Trauregister des Zeitraumes vor diesem Geburtsdatum zu schauen. Und siehe da, unter der Registernummer 173/1888 fand sich die Beurkundung der Eheschließung eines Tischlers Richard, Emil, Gustav Gräben, evangelische Religion, geb. am 22. August 1865, wohnhaft  in Brandenburg, Kleine Gartenstraße Nr. 50. Er heiratete am 30. Juli 1888 die Schneiderin Marie, Anna, Auguste Priese, evangelische Religion, geb. am 11. Februar 1864, wohnhaft Brandenburg, Wollweberstraße 12. Als Trauzeugen waren von Seiten Gräbens ein Tischlermeister aus der Kleinen Gartenstraße Nr.10, offenbar sein Arbeitgeber und für die Ehefrau ein Friseurmeister aus der Wollweberstraße 12 zugegen. Unter der gleichen Adresse wohnte auch die Braut.

Im Laufe der Ehe wurden noch drei weitere Kinder geboren: Anna, Karin, Auguste am  6.11.1889, Gustav, Richard, Georg am  5.12.1893, Alfred, Otto, Adolf am 20.9.1896. Von den Söhnen trat später niemand radsportlich in Erscheinung. Der Georg, war  als Schlossermeister in seiner Heimatstadt tätig.

Bei der Eheschließung befand sich G. Gräben im 24. Lebensjahr. Wahrscheinlich arbeitete er als Geselle bei dem Tischlermeister Sieburg in der Kleinen Gartenstraße, der auch sein Trauzeuge war. Als Rufnamen wählte er sich Gustav, der wahrscheinlich damals sehr beliebt und modern, also "in"   war. Bis 1899 war er unter drei verschiedenen Adressen wohnhaft: Kleine Gartenstr 50, Steinstr. 57, Abtstr.11 und hat den Beruf Tischler eintragen lassen. Ab 1904 findet man ihn in der Steinstraße 30 als Inhaber einer Zigarren- und Fahrradhandlung, die er 1911 in die Steinstraße 27 und danach 1914 in selbige mit der Nr. 43 verlegt hat. Wahrscheinlich hat er sein Geschäft erweitert, denn er bietet dann auch den Reparaturservice für Räder an. In seiner aktiven Zeit als erfolgreicher Amateur- und Berufsradfahrer ab 1893 war er Mitglied in den Brandenburger Radfahrer-Vereinen: "Vorwärts von 1887", ab 1896 Tourenfahrer-Verein von 1896 und kehrte 1901 wieder zum alten Verein "Vorwärts" zurück.

Nach Beendigung seiner leistungssportlichen Karriere 1905 bestritt er als "Altersfahrer"  noch erfolgreich einige Rennen. Im Februar 1906 beschließen die Vorstände von "Vorwärts"1887 und dem "Rad-Klub 1899" zu fusionieren und Gründen damit den "neuen" Verein "Radfahrer-Klub Vorwärts 1887/1899". Ob das im Sinne aller Mitglieder war, ist zu bezweifeln. 1909 wird der Verein "Sturmvogel 09" neugegründetet, dem sich auch G. Gräben und sein alter Freund Julius Kaupert, ebenfalls ein ehemaliger sehr erfolgreicher Rennfahrer, angeschlossen haben. Hier war er sehr aktiv in der Vereinsarbeit und wurde schließlich 1927 selbst zum Vorsitzenden gewählt. Diese Funktion hatte er für etwa 6 Jahre inne, bis sich der Verein auflöste oder im 3. Reich aufgelöst wurde.   

Seine Ehefrau starb bereits 1934. Da wohnte Gustav Gräben in der Potsdamer Str. 32 in Brandenburg und hatte bereits sein Geschäft aufgegeben. Im Personenregister der Stadt von 1935/36 ist sein Name nicht mehr vermerkt. Vielleicht hat eines der Kinder den alten Vater zu sich genommen. Über seine letzten Jahre gaben die Unterlagen in Brandenburg aber keine weitere Auskunft mehr.

Aber "Meister Zufall" hält manchmal schöne Überraschungen bereit. So erfuhr ich über einen ebenfalls im "Netz" Recherchierenden, der den Namen Gräben in anderem Zusammenhang suchte, dass der in ostdeutschen Radsportkreisen gut bekannten, Werner Ruttkus,  noch interessantes Bild- und Textmaterial über G. Gräben in seinem Archiv hätte. Herr Ruttkus hat mir dankenswerterweise den unten stehenden Nachruf und wunderbares Bildmaterial zur Verfügung gestellt.

Gustav Gräben hat nach dem Tode seiner Frau Brandenburg in Richtung Berlin verlassen und dort offenbar noch 10 Jahre seinen Lebensabend genossen. Allerdings stand in dem Nachruf ein falsches Geburtsjahr, nämlich 1872. Doch  seine Trauungs-Urkunde verrät, dass er 7 Jahre älter geworden ist, was wohl auch seiner (rad)sportlichen Lebensweise zu verdanken war.

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Nachruf Gustav Gräben
 

Geboren 22. August 1865 in Brandenburg (Geburtsdatum korrigiert)
Verstorben Februar 1944 Berlin
Gustav Gräben, der Sieger des ersten und des zweiten Straßenrennens „Rund um Berlin“ in den Jahren 1896 und 1897, ist im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben. Gräben war in den neunziger Jahren nicht nur einer der besten Straßenfahrer, sondern auch einer der ersten Amateure über lange Strecken. Mit einer Mehrsitzermannschaft ging Gräben im Jahre 1898 zu den Weltmeisterschaften nach Wien und belegte in der 100-km-Meisterschaft der Amateure den zweiten Platz.
Nach einer verhältnismäßig kurzen Laufbahn trat Gräben vom aktiven Radsport zurück und eröffnete in Brandenburg an der Havel ein Zigarrengeschäft, das er vor einigen Jahren aufgab, um nach Berlin überzusiedeln.
Der Deutsche Radrenn-Club gab dem toten Meisterfahrer das letzte Geleit unter Führung von Hans Lutze, dem Fünften der Unwetterfahrt „Rund um Berlin 1896, die Gräben vor Daederich, Wunderlich und Otto Papperitz gewinnen konnte. Das zweite „Rund um Berlin“ gewann Gräben vor dem als Dauerfahrer tödlich verunglückten Alfred Görnemann und die Fernfahrt Hamburg – Berlin im Jahre 1897 im toten Rennen mit Paul Kotsch.

 

Aus "Der Deutsche Radfahrer"

 

Schlussstrich:_____________________________________________________________________________

 

Nach jahrelangem Suchen hat Gustav Gräben endlich ein „Gesicht“ bekommen, und die vielen Stunden im Stadtarchiv Brandenburg a.d.Havel haben sich für mich  gelohnt!

 

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© Dr. med. Fritz Baars